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Neuroendokrine Tumoren des Pankreas


Definition
Epitheliale Neoplasien mit vorherrschender neuroendokriner Differenzierung, die in Abhängigkeit der Proliferationsaktivität in neuroendokrine Tumoren oder (groß- bzw. kleinzellige) neuroendokrine Karzinome (mehr als 20 Mitosen in 10 hochauflösenden Gesichtsfeldern, Ki67-Rate mehr als 20%) klassifiziert werden.

Epidemiologie
1-2% aller Pankreastumoren, Auftreten meist sporadisch, Vorkommen in jedem Alter möglich, Häufigkeitsgipfel zwischen 30 und 60 Jahren. Seltener Entstehung im Rahmen hereditärer Syndrome (MEN1, von Hippel-Lindau), dann in jüngerem Alter und mit oftmals multiplen Tumorherden.

Klinik
Neuroendokrine Tumoren können in unterschiedlichem Ausmaß Hormone produzieren, ggfls. mit entsprechender klinischer Symptomatik; in diesen Fällen (klinisch!) Klassifikation als funktionell aktive neuroendokrine Tumoren (z.B. Insulinom, Glukagonom etc.). Funktionell-inaktive neuroendokrine Tumoren mit unspezifischer Symptomatik.

Makroskopie
Neuroendokrine Tumoren meist scharf begrenzte, grau-gelbe oder pink-braune Tumoren, die in der gesamten Bauchspeicheldrüse auftreten können. Tumorgrößen wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter. Neuroendokrine Karzinome grau-weiße Tumoren mit infiltrativem, unscharf begrenztem Wachstum und häufig ausgedehnten Nekrosen.

Histologie
Neuroendokrine Tumoren zeigen organoides Wachstum mit solide-nestartigem, trabekulär-bälkchenartigem, gyriformem und oder glandulärem Wuchsmuster. Im Gegensatz zum duktalen Pankreaskarzinom in der Regel kein desmoplastisches Stroma. Neuroendokrine Karzinome mit soliden, eventuell kleinzelligen Tumorformationen, die meist ausgedehnte Nekrosen enthalten.

Differentialdiagnose

  • Solide Pankreastumoren
  • Intrapankreatische Nebenmilz

Therapie
Therapie der ersten Wahl ist die chirurgische Tumorentfernung, in Abhängigkeit des Ausmasses Metastasenchirurgie möglich. Ansonsten in Abhängigkeit der Proliferationsaktivität Chemotherapie.

Prognose
Mit Ausnahme neuroendokriner Mikroadenome sind alle neuroendokrinen Pankreastumoren als potentiell maligne einzustufen, wobei 65-80% der Tumoren eindeutige Malignitätskriterien wie grob-invasives Tumorwachstum und/ oder Metastasierung (vor allem Lymphknoten, Leber) aufweisen. Bei Auftreten von Fernmetastasen ist Heilung unwahrscheinlich, allerdings zeigen diese Patienten häufig lange Verläufe (5-Jahresüberlebensrate 65%, 10-Jahresüberlebensrate 45%). Neben der TNM-Klassifikation zeigt vor allem die Proliferationsaktivität große prognostische Relevanz. Neuroendokrine Karzinome ähneln in ihrem biologischen Verhalten den duktalen Pankreaskarzinomen.

Weiterführende Literatur

  1. Klassifikation gastroenteropankreatischer neuroendokriner Tumoren
    Perren A, Schmitt A, Komminoth P, Pavel M. Klassifikation gastroenteropankreatischer neuroendokriner Tumoren. Der Radiologe. 2009 Mar;49(3):198-205.

Bearbeiter: Peter Sinn
Letzte Änderung: 4.11.2013