UniHD


69-jährige Patientin mit zystischer Raumforderung im Pankreasschwanz



Anamnese
Bekannte unklare Raumforderung im Bereich des Pankreasschwanzes. Aktuell Aufnahme zur operativen Therapie.

Labor

Parameter Werte Normbereich
Natrium 145 135 – 145 mmol/l
Kalium 4.48 3,5 – 4,8 mmol/l
Calcium 2.45 2,1 – 2,65 mmol/l
Kreatinin 0.86 0,1 – 1,3 mg/dl
Glucose 102 65 – 110 mg/dl
LDH 156 – 248 U/l
GOT/AST 15 – 35 U/l
GPT/ALT 20 – 35 U/l
AP 70 40 – 130 U/l
GGT 17 – 40 U/l
CHE 7.89 4,26 – 11,25 kU/l
Ges.Bili. 0.30 – 1.0 mg/dl
P-Amylase 38 8 – 53 U/l
Lipase 68 – 51 U/l
Gesamteiweiß 77.5 60 – 80 g/l
Albumin 50.1 30 – 50 g/l
CRP <2.0 – 5 mg/l
Quick 100.0 70 – 125 %
INR 1.000 – 1.2
aPTT 25.8 – 35 s
CA 19-9 6.7 – 38,0 U/ml
CEA 1.4 – 2,5 µg/l

Das Blutbild war unauffällig

Bildgebende Diagnostik
CT-Abdomen:
619

Abb. 486: CT-Abdomen, arterielle Phase nach KM-Gabe; im Pankreaskorpus eine ca. 4,5 cm messende zystische hypodense Raumforderung. (Pfeil)

Weiterhin erfolgte eine Umfelddiagnostik, diese war unauffällig.

Procedere
Bei der Patientin besteht der hochgradige V. a. einen zystischen Pankreasschwanztumor. Es wurde die Indikation zur explorativen Laparotomie mit evtl. Pankreaslinksresektion gestellt.
Intraoperativ entschied man sich aufgrund des harten Tastbefundes und der unklaren Dignität zur Pankreaslinksresektion mit Splenektomie und Cholezystektomie.

Makroskopie
16 × 5 x max. 3,5 cm großes Pankreas-Linksresektat mit anhängend 9 × 4 × 6,5 cm Milz. Am Übergang vom Pankreascorpus zum Pankreasschwanz ein max. 4,5 cm großer, mit klarer Flüssigkeit gefüllter Tumor mit kleinzystischer Schnittfläche und zentraler Vernarbung (schwammartige Bienenwabe).

Virtuelle Mikroskopie

Histologie
Zystenwände bindegewebig begrenzt, ausgekleidet von einschichtigem kubischem glykogenreichem Epithel. Zentral herdförmig regressive Veränderungen mit Vernarbung. Das angrenzende Pankreasparenchym umschrieben mit pankreatischen intraepithelialen Neoplasien (PanIN 1a).

Diagnose
Seröses mikrozystisches Zystadenom des Pankreas.

Postoperativer Verlauf
Die postoperativ gemessenen Blutzuckerwerte stiegen nicht über 150 mg/dl an. Auf Grund von Rückenschmerzen und Leukozytenanstieg bei sonst unauffälligen Laborparametern erfolgte postoperativ ein CT des Abdomens. Dabei zeigten sich mehrere kleine Flüssigkeitsverhalte peripankreatisch, welche sich nicht drainierungsbedürftig darstellten.

619

Abb. 376: CT Abdomen; Z.n. Pankreaslinksresektion, im lateralen Absetzungsrand ein System aus drei Flüssigkeitsverhalten mit max. 2,7cm die nach KM Applikation nur mäßiges randständiges Enhancement zeigen, keine Luft innerhalb der Verhalte. Diese liegen zwischen der kleinen Kurvatur des Magens, Pankreaskorpus und V. portae.


619

Abb. 377: CT-Abdomen; Z.n. Pankreaslinksresektion: im lateralen Absetzungsrand ein System aus drei Flüssigkeitsverhalten max. 2,7cm messend, die nach KM Applikation nur ein mäßiges randständiges Enhancement zeigen, keine Luft innerhalb der Verhalte. Diese liegen zwischen der kleinen Kurvatur des Magens, Pankreaskorpus und V. portae.

Bei weichem Bauch und reizlosen Wundverhältnissen konnte die Patientin trotz der Flüssigkeitsverhalte zeitgerecht entlassen werden. Eine Nachsorge sollte ein halbes Jahr später erfolgen.

Bei der Nachsorge klagte die Patientin über noch persistierende Flatulenz und leichte Steatorrhoe. Ansonsten bestand Beschwerdefreiheit. Im durchgeführten Hydro-CT zeigte sich kein Anhalt für ein Rezidiv oder sonstige Malignität, bei deutlichem Rückgang der Zysten.

619

Abb. 378: Hydro-CT; Z.n. Pankreaslinksresektion bei IPMN. Postoperativ bestanden mehrere kleine peripankreatische Flüssigkeitsansammlungen. Im Kontroll CT nun ein deutlicher Rückbildung der vorbeschriebenen Pankreaszysten. Kein Anhalt auf Malignität.

Das Labor war unauffällig, auch die Tumormarker CEA und CA19-9 lagen im Normbereich.
Aufgrund der Verdauungsbeschwerden wurde die bestehende Kreon 40.000 Medikation erhöht. Daneben wurde der Patientin bei Z. n. Splenektomie eine Dreifach-Impfung gegen Pneumokokken, Hämophilus Influenza und Meningokokken empfohlen durchzuführen, sowie an der jährlichen Influenza-Impfung teilzunehmen.

Kommentar
Das seröse mikrozystisches Zystadenom (SMA) gehört zu den häufigsten benignen Tumoren des exokrinen Pankreas. Der Tumor gehört zusammen mit dem serösen oligozystischen Adenom (SOIA) und dem seltenen von-Hippel-Lindau-assoziierten zystischen Adenom zur Gruppe der gutartigen serös-zystischen Tumoren des exokrinen Pankreas.

Diese drei Typen der serös-zystischen Pankreastumoren unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Lokalisation im Pankreas (SMA im Pankreaschwanz, SOIA im Pankreaskopf) und ihrer Geschlechtsverteilung (SMA überwiegend bei älteren Frauen, SOIA in zwei Drittel Männer).

Insofern handelt es sich bei der vorliegenden Kasuistik um eine für das seröse mikrozystisches Zystadenom des Pankreas typische klinische Konstellation, auch die Bildgebung mit zystischer hypodenser Raumforderung gilt als charakteristisch. Die durchgeführte Pankreaslinksresektion ist die Therapie der Wahl bei dieser Erkrankung, ein Rezidivrisiko besteht nicht.

Nur sehr selten kann sich aus dem serösen mikrozystischen Zystadenom ein seröses Zystadenokarzinom des Pankreas entwickeln, dieses ist definiert durch Metastasen.

Bearbeiter: Janina Wolf
Letzte Änderung: 17.06.2018