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76-jährige Patientin mit unklarer Raumforderung im Pankreasschwanz



Anamnese
Bei Frau H. besteht anamnestisch ein Zustand nach Nephrektomie und Adrenalektomie links vor 17 Jahren wegen Nierenzellkarzinom (pT2pN0M0) zu eruieren. Zwei Jahre später waren im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen beidseits Lungenfiliae aufgetreten und thoraxchirurgisch mit einer Lungenteilresektion li. OL, re. UL in kurativer Intention reseziert worden.

Im Sommer des letzten Jahres war im Rahmen der erneuten Nachsorge eine Raumforderung im Pankreasschwanz aufgefallen.

Diagnostik
CT- und MR-diagnostisch bestand hier eine ca. 3 cm durchmessende und dringend metastasenverdächtige Raumforderung, die weitere Umfelddiagnostik war unauffällig. Die Patientin wurde zur operativen Sanierung des Befundes mit erneuter kurativer Intention stationär aufgenommen.

Procedere
Explorative Laparotomie, Pankreaslinksresektion, Splenektomie, Cholezystektomie und Narbenhernienverschluß mit Vypronetzeinlage. Intraoperativ konnte im Schnellschnitt eine Tumormetastase im Pankreasschwanz werden. Ein Anhalt für weitere Absiedlungen ergab sich nicht.

Makroskopie
Pankreaslinksresekat mit Einschluß eines 3 cm großen, glatt begrenzten bräunlichen, soliden Tumorknotens. Tumorfreies Splenektomiepräparat.

Diagnose
Pankreasmetastase eines klarzelligen Nierenzellkarzinoms

Mikroskopie
Die Tumorzellen haben ein klares Zytoplasma und relativ kleine rundliche bis ovale Kerne. Sie sind alveolär angeordnet. Ein Gefäßeinbruch ist nachweisbar. Der Pankreasschnittrand ist tumorfrei. Die Morphologie der Metastase ist vereinbar mit einem klarzelligen Nierenzellkarzinom.

Klinischer Verlauf
Im Drainagesekret fielen postoperativ erhöhte Amylase- und Lipasewerte auf. Es bestand der Verdacht auf eine Pankreasfistel. Da im weiteren Verlauf das Drainagesekret rückläufig war, konnte die Drainage konsekutiv gekürzt und schließlich entfernt werden. Von infektiologischer Seite ergaben sich keine weiteren Auffälligkeiten; die Patientin war von klinischer Seite ebenfalls nicht auffällig. Es folgte die Entlassung zwei Wochen nach der OP.

Frau H. stellte sich bereits eine Woche später mit starken Oberbauchbeschwerden bei persistierender Fistel erneut in der Ambulanz vor. In der Computertomographie zeigte sich eine Flüssigkeitsansammlung subkutan im Bereich der medianen Bauchwunde auf dem zuvor eingelegten Netz, so dass die Indikation zur Eröffnung der Wunde und Einlage eines Vacusealschwammes gestellt wurde. Außerdem zeigte sich ein kleiner Restverhalt im linken Oberbauch, der erneut drainiert werden musste.

Die Patientin wurde zwei Wochen später beschwerdefrei entlassen und zu weiterhin regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen aufgefordert.

Klinische Korrelation
Solitäre Pankreasmetastasen treten häufig bei Nierenzellkarzinomen auf. Sie entstehen im Mittel 7 Jahre nach Entfernung des Primärtumors.

Die meisten Patienten mit Metastasen im Pankreas sind asymptomatisch. Sie werden oft im Rahmen von Krebsnachsorgeuntersuchungen im Ultraschall entdeckt.

Bearbeiter: Janina Wolf
Letzte Änderung: 6.12.2011