Anamnese
Patientin kommt mit selbst getastetem Knoten in der re. Mamma. Die Familienanamnese ist negativ für Mamma- und Ovarialkarzinom.
Klinische Untersuchung
Rechts: Bei 9 Uhr ein gut abgrenzbarer und ca. 2 cm großer, derber Knoten. Der Knoten ist verschieblich gegenüber der Haut und den umgebenden Weichgeweben. Keine Hautveränderungen, Lymphabflusswege frei
Bildgebende Diagnostik
Mammografie: Rechts bei 9 Uhr eine 18×16 mm große unscharf begrenzte Parenchymverdichtung mit umgebender Architekturstörung, ventral davon eine kleine Mikrokalkgruppe. BIRADS: V. Suspekter LK in der Axilla.
Rechts medio lateral
Rechts cranio caudal
Sonografie: Rechts bei 9 Uhr ein 22×16×12 mm großer, unscharf begrenzter Herdbefund mit dorsaler Schallverstärkung. Ein 13×19 mm großer suspekter Lymphknoten axillär. BIRADS: V.
Umfelddiagnostik Lebersonografie, Röntgen-Thorax und Knochenszintigrafie ohne Hinweis für Metastasen.
Klinische Diagnose
V.a. Mammakarzinom re. oben/außen T1c, N0, M0 (Stadium IA).
Procedere:
Entnahme Ultraschall-gesteuerter Stanzbiopsien zur Abklärung.
Virtuelle Mikroskopie
Diagnose an der Stanzbiopsie
Invasives duktales Mammakarzinom, niedrig differenziert (G3).
Histologie
In mehreren Biopsiezylinder Infiltrate eines invasiven Karzinoms mit wenig differenzierten, überwiegend solide und angedeutet auch tubulär differenzierte Zellkomplexen und deutlicher Kernpleomorphie. Zentral eine stärkergradige Sklerose und Tumornekrosen.
Immunhistologie
Östrogenrezeptor (ER)
negativ (0%)
Progesteronrezeptor (PgR)
negativ (0%)
HER-2/neu Onkogenprodukt
negativ (0%)
CK 5/6
positiv (90%)
CK 14
positiv (90%)
Die immunhistologischen Befunde entsprechen einem triple-negativen Mammakarzinom mit basalem Phänotyp.
Operatives Vorgehen
Brusterhaltende Operation mit Quadrantektomie nach sonographischer Markierung. Intraoperative Präparateradiographie und anschließend Entnahme kranio-medialer und kaudo-medialer Nachresektate. Axilläre Lymphonodektomie Level I und II. Zweizeitige Nachresektion.
Diagnose am Resektat
Niedrig differenziertes, invasives duktales Mammakarzinom mit ausgedehnter begleitender intraduktale Tumorkomponente. Tumorgröße max. 1,7 cm, Ausdehnung der intraduktalen Tumorkomponente ca. 3 cm. Resektion insgesamt im Gesunden. 3 Lymphknotenmetastasen axillär (von 17 Lk).
Virtuelle Mikroskopie des Tumors am Resektat
Tumorstadium
TNM (7.Aufl.): pT1c, pN1a (3/17), L0
Grading: G3
R-Klassifikation (lokal): R0
Weitere Therapie
Bei der Patientin wurde im Anschluss eine Chemotherapie mit 3 Zyklen FEC (5-Fluorouracil, Epirubicin, Cyclophosphamide) und 3 Zyklen Docetaxel durchgeführt. Weiterhin wurde ein Termin mit der Strahlenklinik vereinbart, zur Planung der Bestrahlung der rechten Thoraxwand und der Lymphabflusswege.
Diskussion
Der vorliegende Fall illustriert die charakteristischen mammographischen und sonographischen Merkmale eines invasiven duktalen Mammakarzinoms mit ausgedehnter intraduktaler Tumorkomponente. Der Tumor ist in der Mammographie gut abgrenzbar, die intraduktale Tumorkomponente geht weit über die Invasionsfront hinaus und manifestiert sich mammographisch als Mikroverkalkungen.
Tumorbiologisch ist der Tumor in die Gruppe der triple-negativen Mammakarzinome einzuordnen, dieser Begriff steht für Mammakarzinome, die negativ sind für ER, PgR und HER2. Etwa 10% aller Mammakarzinome fallen in diese Gruppe und sind im typischen Fall ausserdem charakterisiert durch die Expression basaler Zytokeratine (Ck5/6, Ck14) oder EGFR, eine hohe Proliferationsaktivität und eine p53-Überexpression. Die Gruppe der triple-negativen Mammakarzinome zeigt aufgrund ihrer tumorbiologischen Eigenschaften ein schlechtes oder fehlendes Ansprechen auf konventionelle antihormonelle oder Chemotherapie. Die Prognose ist ungünstiger als die Hormonrezeptor-positiver Mammakarzinome.
Bilder
Abb. 227: Erkennbar ist ein invasiv duktales Mammakarzinom mit gering differenzierten, überwiegend solide und angedeutet auch tubulär differenzierte Zellkomplexen und deutlicher Kernpleomorphie.
Mamma - weitere Kasuistiken
Mamma - Literatur
Organpathologie-Atlas