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75-jährige Frau mit follikulärem Lymphom und epigastrischen Beschwerden



Anamnese
Eine 74-jährige Frau mit bekanntem Non-Hodgkin Lymphom stellt sich in der Ambulanz mit Dysphagie und epigastrischen Beschwerden vor.
Vor einem Jahr Diagnose eines Non-Hodgkin Lymphoms der B-Zell-Reihe vom Typ eines follikulären Lymphoms und in Behandlung mit Chemotherapie (R-CHOP/Rituximab). Jetzt aktuell nach dem 5. Zyklus Gewichtsverlust, Nachtschweiss und zunehmende Dysphagie. Aufnahme zur weiteren Abklärung der Beschwerden und Indikation zur Gastroskopie. DD Magenkarzinom, DD nicht neoplastisches Ulkus.

Prozedere
Durchführung der Gastroskopie und Biopsieentnahme mit der Fragestellung: Infiltration durch das bekannte Lymphom? und eines Helicobacter-Urease-Test (HUT).

Virtuelle Mikroskopie

 

Histopathologische Diagnose
CMV-Gastritis mit Magenulzera

Histopathologischer Befund
Oberflächlich partiell intakte Magenschleimhaut mit entzündlich überlagertem Granulationsgewebe. Darin enthalten sind Zellen mit deutlich anisoformen Zellkernen und teilweise viralen Einschlüssen, lokal Nachweis Eulenaugenzelle.

Eulenaugenzellen

Klinischer Verlauf
Die Patientin erhält nach histologischem Nachweis einer CMV-Gastritis und bestehender CMV-Virämie eine Therapie mit Valaciclovir (Antivirale Therapie). Aufgrund des positiven HU-Tests wird auch eine HP-Eradikation durchgeführt.

Epikrise
Eine Kontrollendoskopie mit PE nach einer Woche ergibt bei abgeheiltem Magenulkus wiederholt einen positiven Nachweis von CM-Virus-Protein, der das Weiterführen der antiviralen Therapie erforderlich macht. Da in der Bildgebung trotz Chemotherapie ein Progress der Lymphomerkrankung zu verzeichnen ist, entschließt sich die Patientin aufgrund der palliativen Situation bezüglich ihrer Lymphomerkrankung gegen eine weitere Chemotherapie. Es wird nach Übereinstimmung mit der Patientin der Entschluss zu einer niedrig-dosierten Steroidbehandlung und einer antiviralen Therapie bzgl. der CMV-Gastritis gefasst.

Weiterführende Information zum Fall
Die Erstinfektion bei Gesunden verläuft in der Regel symptomlos, das Virus persistiert jedoch latent im Körper in lymphoiden und monozytoiden Zellen und bei geschwächtem Immunsystem (z.B. Chemotherapie) kann es zu einer Reaktivierung der Virusreplikation kommen. Im vorliegenden Kasus liegt ebenfalls eine Immunsuppression vor, die einerseits durch das Lymphom und andererseits durch die CTX verursacht wird. Unter diesen Umständen kann es, wie im vorliegenden Fall, zu klinisch sehr relevanten CMV-Infektionen des GI-Trakts, der Lunge und des ZNS kommen.

Information zu CMV
Das CMV-Virus ist ein DNA-Virus (Herpesvirus HHV-5). In Ländern der 3.Welt sind mehr als 90% der Bevölkerung mit CMV infiziert, in Europa ca. 50%, wobei Patienten aus Risikogruppen (z.B. AIDS, angeborene Immunschwäche, maligne Erkrankungen (Leukämie, M.Hodgkin, NHL), Immunsuppression) zu ca. 90% AK-positiv sind. Die konnatale CMV-Infektion ist die häufigste angeborene Virusinfektion, wobei das Hauptrisiko einer Infektion eine Primärinfektion in der Schwangerschaft bei seronegativen Frauen ist. Im Falle einer postnatalen Infektion kann der klinische Krankheitsverlauf bei immunsupprimierten Patienten sehr schwer verlaufen.

Bearbeiter: Peter Sinn
Letzte Änderung: 17.06.2018