Anamnese
Ein 55-jähriger Patient wird aufgrund von seit ca. 6 Wochen persistierenden Magenschmerzen und ungewolltem Gewichtsverlust von 5 kg in zwei Monaten beim Hausarzt vorstellig. Auf Nachfragen gibt der Patient an, dass sein Stuhlgang gelegentlich dunkel bis schwärzlich verfärbt sei, Probleme beim Wasserlassen bestehen nicht.
Familienanamnestisch sind keine Erkrankungen bekannt.
Der Patient gibt an, gelegentlich Alkohol zu trinken. Außerdem rauche er (15 PY).
Körperliche Untersuchung
Leicht reduzierter AZ bei normalem EZ. Herz: Herztöne rein, keine pathologischen Geräusche, HF 68/min rhythmisch. Lunge: sonorer Klopfschall, vesikuläres Atemgeräusch, keine Rasselgeräusche. Abdomen: keine Narben erkennbar, keine Abwehrspannung, bei Palpation im Epigastrium kann ein Druckschmerz ausgelöst werden, restliche Palpation unauffällig, keine vergrößerte Leber und Milz. DRU: kein Teerstuhl, keine pathologisch veränderte Prostata, keine RF palpabel. Nieren: reizlos.
Gastroskopie
Zur diagnostischen Abklärung wurde eine Gastroskopie durchgeführt. Im Bereich des Antrum wurden aus einem Ulcus mehrere Proben entnommen und histologisch aufgearbeitet. Die histologische Diagnose ergab ein Adenokarzinom des Magens vom intestinalen Typ.
Umfelddiagnostik
Da die klinische Umfelddiagnostik keinen Anhalt für Lymphknoten- oder Organmetastasen ergab, wurde die Indikation zur Magenteilresektion gestellt.
Procedere
Expl. Laparotomie, 4/5 Gastrektomie mit Rekonstruktion nach Y-Roux, Cholecystektomie, percutane Cystektomie, systematische Lymphadenektomie Kompartimente DI und II
Virtuelle Mikroskopie
Diagnose
Magenresektat mit einem präpylorisch gelegenen Adenokarzinom des Magens. (intestinaler Typ nach Lauren)
Histopathologischer Befund
In Schnittpräparaten aus dem präpylorischen Magenantrum Formationen eines malignen, drüsenbildenden Tumors mit tubulärer Differenzierung. Mäßige Kernpleomorphie. Tumorinfiltration der Muscularis propria.
TNM-Klassifikation: pT2, pN0 (0/18), M0, L1
Grading: G2
Klinisches Stadium nach UICC: Ib
Weiterer Verlauf
Bezugnehmend auf das klinische Stadium und die klinisch negative Umfelddiagnostik bzgl. Lymphknoten und Fernmetastasierung besteht keine Indikation zu einer adjuvanten Chemotherapie.
Dem Patienten wurde geraten, regelmäßig klinische Nachsorgeuntersuchungen in vierteljährlichen Abständen wahrzunehmen.
Der Patient konnte in gutem AZ entlassen werden.
Klinische Korrelation
Bei den Magenkarzinomen werden nach der Laurén-Klassifikation zwei unterschiedliche Typen unterschieden: der intestinale und der diffuse Typ.
Für das chirurgische Vorgehen ist die Ausbreitungstendenz der beiden Lauren-Typen entscheidend. Während der intestinale Typ sich nur wenige Millimeter über die makroskopisch sichtbaren Tumorränder ausbreitet, finden sich beim diffusen Typ Tumorzellverbände bis mehrere Zentimeter entfernt in makroskopisch unauffälliger Magenwand. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, bei der Resektion diffuser Karzinome größere Sicherheitsabstände einzuhalten als bei intestinalen Karzinomen. Ein Organerhalt ist dabei oft nicht möglich.
In der Nachbarschaft von Magenkarzinomen des intestinalen Typs lässt sich häufig eine chronisch atrophe Gastritis mit intestinaler Metaplasie Typ III und dysplastischen Veränderungen nachweisen, dies ist hier nicht der Fall.
Bilder
Abb. 505: Drüsige Tumorformationen, erkennbar sind mehrere Mitosen.
Abb. 508: Tumor lumenseitig mit Tumorulkus
Abb. 509: seitlicher Tumorrand mit angrenzender Corpusmukosa
Abb. 510: Invasionsfront mit Entzündungsreaktion und Lymphgefäßeinbruch
Magen - weitere Kasuistiken
Magen - Literatur
Organpathologie-Atlas