UniHD


39-jähriger Patient mit unklarer Raumforderung im Pankreas



Klinische Angaben
Z.n insgesamt sieben rezidivierenden Schüben einer Pankreatitis in den letzten 10 Jahren.

Diagnostik
In der schnittbildgebenden Diagnostik wurde eine 2cm große zystische Raumforderung im Bereich des Proc. uncinatus der Bauchspeicheldrüse beschrieben. Bei dringendem Verdacht auf einen muzinösen Pankreastumor wurde aufgrund der Verdachtsdiagnose einer muszinösen zystischen Neoplasie wurde bei rezidivierter Symptomatik die Indikation zur explorativen Laparotomie gestellt und der Patient stationär aufgenommen.

Procedere
Es wurde nach intraoperativer Schnellschnittuntersuchung eine pyloruserhaltende Duodenopankreatektomie und Cholezystektomie duchgeführt. Die Bauchraumerkundung zeigt keinen Hinweis für Lebermetastasen oder eine Peritonealkarzinose.

Makroskopie
Pyloruserhaltendes Whipplepräparat unter Einschluss eines 6 cm langem Duodenalanteils, einem 6× 4,5 ×3 cm messenden Pankreaskopfs, einer 7cm langer Gallenblase mit 2cm langem Ductus cysticus und einem 4cm langen Segment des Ductus hepatocholedochus. Im Pankreaskopf findet sich caudo-dorsal eine max. 2cm durchmessende zystische Läsion mit galertigem Inhalt.

Virtuelle Mikroskopie

 

Schnellschnitt-Diagnose
Randlich erfasste Anteile einer IPMN

Mikroskopie
Histologisch sieht man einen zystischen, epithelialen Pankreastumor. Die mit schleimgefüllten Zysten werden durch ein hochprismatisches, schleimbildendes Epithel mit papillären Ausstülpungen ausgekleidet. Die Kerne polar angeordnet und leicht hyperchromatisch. Das die Zysten umgebende Stroma fibrös. Kein invasives Wachstum. Der Pankreashauptgang tumorfrei. Daneben kleinere Ganganschnitte mit Auskleidung durch ein reifes muzinöses Epithel. Die Resektionsränder sind tumorfrei.

Diagnose
Intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie (IPMN vom Adenomtyp) des Pankreas.

Klinischer Verlauf
Postoperativ erfolgte die weitere regelmäßige Kontrolle der Wundverhältnisse und Laborparameter, insbesondere der Blutzuckerwerte. Zur Unterstützung der Verdauung wurde die regelmäßige Einnahme von Kreon und Pantozol für die kommenden 6 Monate eingeleitet. Bei der regelmäßigen Nachsorgeuntersuchung zeigte sich im CT kein Hinweis auf ein Tumorrezidiv oder metastasensuspekte Läsionen. Auch die Laborwerte liegen insgesamt im Normbereich.

Klinische Korrelation
Die rezidivierenden Pankreatitisschübe sind bei Fehlen eines Gallensteinleidens und einer negativen Alkoholanamnese Folge der raumfordernden und Wirkung der IPMN. Die Differenzialdiagnose einer IPMN sollte daher in diesem Kontext bestehen.

Die Unterscheidung von Adenomtyp, Borderline-Tumor oder Karzinom hängt vom Dysplasiegrad bzw. des Nachweises eines invasiven Wachstums ab und hat wesentliche prognostische Relevanz. Die 5- Jahresüberlebensrate beträgt für nicht-invasive IMPN 77%, während Patienten mit einem invasiven IPMN nach radikaler Resektion eine weitaus schlechtere Prognose (5-Jahresüberlebensrate von 43%) haben.

Es werden IPMN vom “main duct type” und vom “branch duct type” unterschieden. Diese Unterscheidung ist sinnvoll, da mehrere Studien gezeigt haben, dass “branch duct type” IPMN seltener karzinomatös entarten.

Die Indikationen zur chirugischen Therapie sind bei symptomatischen Patienten, einer Größe > 3 cm, bildmorphologisch soliden Tumoranteilen und bei Dilatation der großen Pankreasgänge gegeben.

Bearbeiter: Janina Wolf
Letzte Änderung: 17.06.2018