UniHD


30-jährige Patientin mit Raumforderung im rechten Musculus psoas



Klinische Angaben
Bekannter Morbus Recklinghausen. Anamnestisch Z.n. Exstirpation eines MPNST (G 2) in der re. Leiste vor ca. 15 Jahren.

Aktuelle Symptomatik
Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung des linken Beines.

Bildgebende Diagnostik
MRT:
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Abb. 272: MRT beider Oberschenkel und des Becken (Frontalebene): Erkennbar ist im li. OS der N. ischiadicus und weiter kaudal ein davon ausgehender, scharf begrenzter, inhomogener Weichteiltumor. Aufgrund der radiologischen Beziehung zum N. ischiadicus wurde ein Neurinom angenommen.

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Abb. 273: MRT des li. Oberschenkels (Sagittalebene): Zentral eine spindelförmige tumoröse Auftreibung des N. ischiadicus mit einer maximalen Längenausdehnung von 20 cm.

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Abb. 274: MRT beider Oberschenkel (Transversalebene): Im li. OS (dorsale Muskelloge) ein scharf begrenzter Tumor ohne Zeichen der Infiltration der umgebenden Muskulatur.

Umfelddiagnostik: Ein aktuelles Thorax-CT zeigte einen unauffälligen Befund.

Klinische Diagnose
Gutartiger Weichteiltumor.

Procedere
Lokale Tumorextirpation.

Makroskopie
Makroskopisch ein ca. 14 × 14 × 3,5 cm großer, auf der Schnittfläche weißlich-mukoider, weicher Tumor, im Randbereich scharf begrenzt.

Virtuelle Mikroskopie

HE-Färbung

 

Histologische Diagnose
Mittelgradig differenzierter maligner peripherer Nervenscheidentumor, entstanden auf dem Boden eines plexiformen Neurofibroms bei bekanntem M. von Recklinghausen. (Neurofibromatose Typ 1).

Mikroskopie
Maligner, spindelzellig-mesenchymaler Tumor mit alternierenden hypozellulären und hyperzellulären Regionen. Schlanke, wellenförmige und kommaartige Zellkerne, Palisadenbildung und einzelnen dickwandigen Gefäßen. Mittelgradige Kernatypien, einzelne Mitosefiguren.

Klinischer Velauf
Aufgrund der Malignität erfolgte eine anschließende weite Nachexzision sowie eine postoperative perkutane Nachbestrahlung des linken Femurs bis 50 Gy.

Die Patientin nahm regelmäßig an Nachsorgeuntersuchungen teil. Hier zeigte sich kein Lokalrezidiv, jedoch in der bildgebenden Diagnostik (MRT) im ersten postoperativen Jahr traten mehrere Neurofibrome

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Abb. 275: MRT des Beckens; erkennbar eine Raumforderung im Bereich des re. M. iliacus mit einer Ausdehnung von 61 × 24 × 31 mm, vereinbar mit einem Neurofibrom.

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Abb. 276: MRT Abdomen und Becken: Weichgewebstumor ventral des rechten Iliosakral-Gelenkes mit einer Ausdehnung von ca. 66 × 24 × 31 mm.

im kleinen Becken auf. Weiterhin besteht eine tumoröse Auftreibung und Infiltration des Plexus sacralis, des Truncus lumbosacralis und des N. obturatorius rechts.

Klinische Korrelation
Bei Patienten mit Neurofibromatose treten nicht selten benigne und maligne periphere Nervenscheidentumoren (MPNST) auf, das Lebenszeitrisiko beträgt ca. 10%, multiple MPNST sind dabei nicht selten. Bei der vorliegenden Patientin waren multiple, größere Tumoren retroperitoneal und im li. Oberschenkel aufgetreten, der hier vorliegende Tumor im Oberschenkel wurde aufgrund der klin. Symptomatik entfernt. Typisch ist das Auftreten dieser Tumoren im jüngeren Erwachsenenalter. Im weiteren Verlauf traten bei der Patientin nach mehreren Jahren Lungen- und Pleurametastasen auf, an denen sie schließlich verstarb.

Bearbeiter: Janina Wolf
Letzte Änderung: 17.06.2018