UniHD


30-jährige Patientin mit verhaltenem Abort



Anamnese
Stationäre Aufnahme aufgrund von vaginaler Blutungen in der rechnerisch 8. Schwangerschaftswoche.

Laborwerte

Parameter Werte Normbereich
Haemoglobin 12.7 12-15 g/dl
Erythrozyten 4.2 4-5,2/pl
Haematokrit 0.36 0,36-0,47 l/l
MCV 86 83-97 fl
MCH 30 27-33 pg
Thrombozyten 300 150-440/nl
β-HCG 102.758 mIE/ml < 10 mIE/ml

Bildgebende Verfahren
Sonografie: Keine Darstellung einer intrauterinen Fruchthöhle möglich. Das Endometrium zeigte sich jedoch inhomogen und hoch aufgebaut

Prozedere
Es wird die Indikation zur Abortsaugcürettage unter Ultraschallkontrolle gestellt.

Makroskopie
Fragmentiertes und zusammen ca. 5,5 × 4,5 × 3,5 cm messende Gewebsfragmente mit Blutkoageln und zottigem Gewebe mit auffälliger Blasenbildung. Kein embryonales Gewebe abgrenzbar.

Virtuelle Mikroskopie

Mikroskopie
Man erkennt unregelmäßig verzweigte, und deutlich vergrößerte, vielfach ödematös aufgetriebene Zotten. Der Trophoblast mit zirkulärer, medusaartiger Hyperplasie des Synzytiotrophoblasten und intermediären Trophoblasten. Miterfasst dezidualisiertes Endometrium.

Diagnose
Abortabradat (8. SSW) mit dem typischen Bild einer frühen Blasenmole.

Klinischer Verlauf
Aufgrund der Diagnose einer Blasenmole erfolgte eine postoperative Methotrexat-Therapie. Unter engmaschiger Kontrolle normalisierte sich der β-HCG Spiegel innerhalb weniger Tage. Eine weitere, regelmäßige β-HCG Kontrolle wurde mit der Patientin vereinbart, ebenso eine Kontrazeption für ein Jahr.

Klinische Korrelation
Bei der Blasenmole handelt es sich um eine schwangerschaftsassoziierte Erkrankung, bei der es bei Fertilisation einer leeren Eizelle durch zwei Spermatozoen zu Ausbildung einer diandrischen Fruchtanlage mit dem Bild einer Blasenmole kommt. Ein Embryo ist nicht vorhanden. Von einer frühen Blasenmole (vorliegender Fall) spricht man beim Auftreten einer Blasenmole im ersten Trimenon. Die charakteristischen Sonographiebefunde (“Schneegestöber”) und makroskopischen Befunde (traubenartig aufgetriebene Zottenblasen) liegen bei der frühen Blasenmole nicht vor, das histologische Bild ist jedoch identisch mit dem der klassischen Blasenmole des zweiten Trimenons.

Das klinische Bild der frühen Blasenmole ist entweder das eines Abortus incipiens (wie hier) oder eines verhaltenen Abortes (missed abortion), es erfolgt die therapeutische Curretage. Die histologische Untersuchung des Curretagematerials deckt dann die Diagnose auf. Bei der Blasenmole sind im Gegensatz zur partiellen Mole alle Chorionzotten betroffen und der Trophoblast zeigt häufig eine Kernpleomorphie. Zu den charakteristischen histologischen Merkmalen der Blasenmole gehören:

  • hydropische Zotten
  • Zisternenbildung
  • Exzessive Trophoblastenproliferate, häufig zirkulär
  • Trophoblasteninvaginationen

Da die Blasenmole, einschließlich der frühen Blasenmole, mit einer starken Rezidivneigung assoziiert ist und übergehen kann in ein Chorionkarzinom ist eine regelmäßige β-HCG Kontrolle für einen Zeitraum von mind. 6 Monate angezeigt. Bei nicht absinkendem oder ansteigendem β-HCG sollte eine Chemotherapie wie beim Chorionkarzinom mit WHO-Score bis 4 in Betracht gezogen werden.

Bearbeiter: Janina Wolf
Letzte Änderung: 17.06.2018

Kasuistiken

Pathofälle

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Bilder

606

Abb. 315: Chorionzotten, molige Degeneration und atypischer Syncytiotrophoblast mit Invagination


606

Abb. 316: Chorionzotten mit moliger Degeneration und atypischem, medusaartig proliferiertem und biphasich differenzierter Trophoblast

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Trophoblast - Literatur

Organpathologie-Atlas