UniHD


33-jährige Patientin mit rezidivierter Blasenmole



Klinische Angaben
Bei der Pat. liegt eine außerhalb vordiagnostizierte histologisch gesicherte Blasenmole vor, bei welcher insgesamt zweimal kürettiert wurde.

Anamnese
Aktuell neu aufgetretene vaginale Blutungen und ein erneuter Anstieg des ß-HCG.

Laborwerte

Parameter Werte Normbereich
Hämoglobin 11,8 12-15 g/dl
Erythrozyten 4,1 4-5,2/pl
Haematokrit 0,35 0,36-0,47 l/l
MCV 82 83-97 fl
MCH 28 27-33 pg
Thrombozyten 392 150-440/nl
Leukozyten 6,46 4-10/nl
β-HCG 40.000 mIE/ml < 10 mIE/ml

Bildgebende Diagnostik
Sonografie: im Cavum 56 × 34 mm große echoreiche blasige Veränderung,
Myometrium erscheint dünn, und ist cranial nur 2-3 mm breit.
MRT: Vergrößerter anteflektierter Uteus. Im Cavum uteri inhomogen kontrastierte Läsion von 2,9 × 4,4 cm mit teils liquiden Anteilen, vereinbar mit der bekannten Blasenmole. Vermehrte retroperitoneale Lymphknoten nicht suspekt vergrößert.

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Procedere
Bei jetzt erneutem ß-HCG-Anstieg und hoch aufgebautem Endometrium Entscheid zur erneuten Saugcürettage unter sonographischer Kontrolle.

Makroskopie
Zusammen zwei 2,2 × 1 × 0,7 cm, bzw. 3,5 × 2 × 1 cm messende rot-bräunliche, fokal leicht weißliche Gewebestücke.

Virtuelle Mikroskopie

Mikroskopie
In beiden Abradatfraktionen findet sich atypisch proliferiertes trophoblastäres Gewebe mit soliden Formationen biphasisch differenzierter trophoblastärer Epithelverbände mit synzytiotrophoblastären und zytotrophoblastären Differenzierungsmustern. Keine zottigen Strukturen.

Diagnose
Anteile eines Chorionkarzinoms bei Z.n. Blasenmole

Klinischer Verlauf
Der intra- sowie der postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig. Die Abschlußuntersuchung zeigte keine Auffälligkeiten.

Postoperativ erfolgte ein Staging. Im CT-Thorax, im MRT-Schädel und Abdomen sowie im transvaginalen Ultraschall kamen keine metastatischen Absiedlungen zur Darstellung.

Es folgte eine Chemotherapie mit Methotrexat 50 mg i.m. und Folsäure 7,5 mg p.o. sowie mit Actinomycin D (10ug/kg).

Es zeigte sich ein gutes Ansprechen der Therapie mit rückläufigen β-HCG-Werten.

Parameter Werte Normbereich
β-HCG 1124 mIE/ml < 10 mIE/ml

Klinische Korrelation
Das Chorionkarzinom ist ein maligner, vom Trophoblasten ausgehender Tumor und eine typische Komplikation der Blasenmole. Bei normalen Schwangerschaften ist das Risiko hierfür sehr gering (1:150 000), erhöht sich jedoch durch eine Blasenmole, wie auch in diesem Fall. Nach einer kompletten Blasenmole beträgt es 1:50, nach einer partiellen Blasenmole 1:1000.

Nach Diagnosesicherung durch Curettage erfolgt eine Methotrexat-Chemotherapie, bis sich die β-HCG-Werte normalisiert haben. Das β-HCG wird vom Trophoblasten produziert und dient als Tumormarker für die Blasenmole und für das Chorionkarzinom.

Beim Chorionkarzinom handelt es sich um einen rasch metastasierenden Tumor, deshalb sollte ein Staging weitere Organe (vor allem Lunge, Leber, Vagina und Gehirn) erfolgen. Erweist sich die Chemotherapie als erfolgreich, ist die Prognose gut. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen wie die Kontrolle der β-HCG-Werte sind nach erfolgreicher Therapie erforderlich. Die Fruchtbarkeit der Frau kann in der Regel erhalten werden; eine erneute Schwangerschaft sollte zur besseren Blutwert-Kontrolle aber erst nach einem Jahr erfolgen.
Wenn die β-HCG-Werte nicht sinken oder ansteigen liegt ein Rezidiv vor. Bei Metastasierung und/oder Methotrexat-Resistenz ist die Prognose eher ungünstig.

Bearbeiter: Janina Wolf
Letzte Änderung: 17.06.2018

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Abb. 322: Atypische intermediäre und syncytiotrophoblastäre Zellelemente

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