Definition
Der Begriff „Zirrhose“ leitet sich aus dem griechischen „kirrhos“ ab und bedeutet gelbbraun, analog zur brauen Farbe der Leber3. Die Leberzirrhose ist eine histologische Diagnose, die auf drei wesentlichen Kriterien basiert: diffuse Erkrankung mit Ausbildung bindegewebiger Septen13, Vorhandensein einer Fibrose und Ersatz des gesunden Lebergewebes durch abnorme knotige Strukturen310. Sie ist weiterhin definiert als abnorme Akkumulation extrazellulärer Matrix in der Leber11. Funktionelle Folgen der Erkrankung umfassen Leberinsuffizienz, Portale Hypertension und die Bildung intrahepatischer porto-systemischer Shunts zwischen Portalgefäßen und Lebervenen mit Minderperfusion der Leber13.Einteilung der Leberzirrhose
- Morphologisch: Makro- und Mikronodulär
- Ätiologisch: Viral, alkoholisch, u.a.
- Klinisch: Kompensiert vs. Dekompensiert
Epidemiologie
Die Inzidenz beträgt in Europa und in den USA ca. 250/100000/Jahr13. Ein Anstieg der Inzidenz der Leberzirrhose wird in den nächsten Jahren erwartet1. Gleiches gilt für die Prävalenz der Erkrankung1. Die Zirrhose ist durch eine schlechte Lebenserwartung geprägt und gilt als einer der führenden Ursachen für Morbidität und Mortalität: In den Vereinigten Staaten steht sie an der 12. Stelle der häufigsten Todesursachen (9.5/100 000 Personen)1. Es werden noch höhere Zahlen in Asien und Afrika angenommen1. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen13.
Ätiologie
Die Gründe für die Entstehung einer Leberzirrhose lassen sich grob in drei große Gruppen unterteilen: (1) hepatozellulär, (2) biliär und (3) vaskulär [3]. Bei manchen Patienten bestehen Komorbiditäten bei der Entwicklung der Leberzirrhose4. Bei ca. 20% aller Patienten bleibt die Ursache jedoch ungeklärt, diese Form der Leberzirrhose wird auch als kryptogene Zirrhose bezeichnet [4]. Ein Grossteil dieser Fälle (ca. 80%) beruht nach epidemiologischen Untersuchungen offenbar auf einer sog. nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung, die im Rahmen der Glukosetoleranzstörung bei Adipositas bzw. Diabetes mellitus (Typ 2) auftritt.
n Deutschland sind etwa 1/2 – 2/3 aller Leberzirrhosen durch chronischen Alkoholabusus verursacht, gefolgt von der chronischen Virushepatitis (HCV>HBV), idiopathischen biliären Erkrankungen (primär sklerosierende Cholangitis, primär biliäre Zirrhose), der genetischen Hämochromatose, dem alpha1-Antitryspinmangel, dem Morbus Wilson und anderen selteneren hereditären Ursachen (z.B. Galaktosämie, hereditäre Fruktoseintoleranz, Glykogenosen) [9]. Auf vaskulärer Seite kommt insbesondere dem Budd-Chiari-Syndrom eine Bedeutung zu, während eine chronische Rechtsherzinsuffizienz meist nicht zu einer “Cirrhose cardiaque” führt. Grundsätzlich sollte an die Koexistenz mehrerer Ursachen gedacht werden [9].
Hepatische Erkrankungen | Informationen |
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Virale Hepatitis z.B.: HBV/HCV/HDV | Häufige Ursache (45% aller Zirrhosen in den Industrieländern13 ) für die Entstehung einer Leberzirrhose35. HBV und HCV sind die einzigen Hepatitiden, die zu einer Leberzirrhose führen3. Patienten mit einer viralen Hepatitis können weiterhin eine Vaskulitis und eine Kyroglobulinämie entwickeln3. |
Autoimmunerkrankungen z.B.: Autoimmunhepatitis35 | Frauen sind hier häufiger betroffen als Männer3. Die Erkrankung ist oft mit anderen Autoimmunerkrankungen (Thyroiditis, Polyarthritis, u. a.) vergesellschaftet3. |
Metabolische Erkrankungen z.B.: (1) Alkoholische Fettleber, (2) Hämochromatose, (3) Morbus Wilson5, (4) A1-AT-Mangel | zu(1). Die alkoholische Fettleber ist neben der viralen Hepatitis die häufige Ursache der Leberzirrhose45 (ca. 50% aller Zirrhosen in den Industrieländern13 ). Der Alkoholkonsum über einen Zeitraum von >5 Jahren kann zur Leberschädigung führen, die kritische Dosis ist dabei variabel, mehr als 60g/d gelten jedoch als schädlich3. Dennoch entwickeln nur ca. 10% der Patienten mit Alkoholmissbrauch eine Lebererkrankung3. Die alkoholische Fettleber ist komplett reversibel3. Zu(2): Die Hämochromatose zählt zu den häufigsten Erbkrankheiten der weißen Bevölkerung3. Neben der Leber kommt es zusätzlich zu einer Eisenablagerung in anderen Organen (z.B.: Haut) und zu einer erhöhten Eisenresorption aus dem Darm3. Ursache der Erkrankung ist bei bis zu 85% der Patienten eine Punktmutation (C282Y) auf dem HFE-Gen3. Die Erkrankung macht ca. 5-10% aller Zirrhosen aus5. Ein Screening von Familienangehörigen sollte bei Erkrankten in Erwägung gezogen werden3. Zu(3): Beim Morbus Wilson kommt es zu einer überschüssigen Akkumulation von Kupfer in der Leber und des ZNS3. Zu(4): Beim A1-AT(Alpha-1-Antitrypsinmangel5 ) ist die Aktivität von Trypsin und anderen proteolytischen Enzymen gehemmt3. Neben Leberschäden entwickeln die Patienten ein Lungenemphysem, eine Pankreasfibrose und eine Glomerulonephritis3. |
NASH | Die NASH wird als Ursache der chronischen Lebererkrankung immer häufiger (5-10% aller Zirrhosen, Tendenz steigend)5 und ist histologisch durch eine Steatose (Fett in den Hepatozyten) und Entzündungszellen gekennzeichnet3. |
Drugs and toxines35 wie Isozianid, Methyldopa, Amiodaron, MTX, Phenothiazin, Östrogene, anabole Steroide und Zytostatika3 | Diese Medikamente verursachen eine Vielzahl von Leberveränderungen, einschließlich Leberzellschäden3. |
Cholestatische Erkrankungen | Informationen |
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Biliäre Obstruktion | Eine langjährige Gallenwegsobstruktion jeglicher Ätiologie (z.B.: Gallensteine, Verengungen, Zystische Fibrose5, kongenitale biliäre Zysten5 oder Parasitenbefall) führt zu einer progressiven Lebererkrankung und endet in einer Leberzirrhose3. (Ca. 5-10% aller Zirrhosen5. ) |
PBC | Die PBC führt zur Schädigung der kleinen intrahepatischen Gallenwege3. Die Ätiologie ist nicht sicher geklärt, Frauen sind bis zu 9x häufiger betroffen3. |
PSC | Erkennbar sind fibrotische Strikturen der extra- und intrahepatischen Gallenwege3. Ca. 75% der Patienten haben zusätzlich eine Colitis ulcerosa, 15% ein Gallengangskarzinom3. |
Venöse Obstruktion | Informationen |
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Venöse Verschlusskrankheit35 | Zu einer Obstruktion kleiner intrahepatischer Venen kann es u.a. nach einer Knochenmarkstransplantationen, GvHR(Graft-vs.-Host-Reaktion), Gabe zytotoxischer Medikamente und Radiatio kommen3. |
Budd-Chiari Syndrom | Hierbei handelt es sich um eine Obstruktion der Lebervenen und der angrenzenden unteren Hohlvene aufgrund von Thrombosen3. |
Herzinsuffizienz | Bei einer schweren Herzinsuffizienz kann es zu einer funktional venösen Stauung kommen3. |
Konstriktive Perikarditis | Bei ausbleibender Therapie der konstriktiven Perikarditis kommt es zum progressiven Leberversagen und Entwicklung einer Zirrhose3. |
Pathogenese
Nach Kontakt mit einer schädigenden Noxe (Toxine oder hepatotrope Viren) kommt es in der Leber zu einer akuten inflammatorischen Reaktion11. Der hepatozelluläre Stress führt zum einen zur Aktivierung von Kupffer-Zellen, zum anderen zur Freisetzung von Chemokinen11. NK- und Kupffer-Zellen führen daraufhin zur Freisetzung proinflammatorischer Zytokine wie z. B. IFN-γ und später TNF-α11. Durch die Entzündung, die so lange bestehen bleibt wie die schädigende Noxe einwirkt, kommt es zum Zelluntergang (Zellnekrose und Schäden der extrazellulären Matrix)11. Es folgen Gewebereparaturmechanismen, in denen die toten Zellen durch normales Gewebe ersetzt werden11. Hierbei kommt es zur Regeneration von spezialisierten Zellen, entweder durch Proliferation von überlebenden Zellen oder durch Generierung aus Stammzellen, weiterhin zur Bildung eines Granulationsgewebes, zu einer Gewebe-Remodellierung und Narbenbildung11. Damit ähneln die Prozesse der Leberreparatur denen der Wundheilung11.
Die ersten Schritte in der Entstehung der Leberzirrhose umfassen einen Prozess, der als Leberfibrogenese bezeichnet wird und der mit einer deutlichen Zunahme der extrazellulären Matrix einher geht7. Hierbei kommt es zu einer Aktivierung der im Dissé- Raum zwischen Sinusoiden und Hepatozyten gelegenen Ito-Zellen (Fat storing cells, perisinusoidale Lipozyten,Vitamin A speichernde Zellen)7. Diese erfolgt durch Zytokine und nicht-peptidale Mediatoren, die überwiegend von Kupffer- und Endothelzellen (Wachstumsfaktoren) sowie von geschädigten Hepatozyten (Azetaldehyd, Sauerstoffradikale) freigesetzt werden7. Die Aktivierung führt zum einen zu einer Proliferation, zum anderen zu einer Transformation der Ito-Zellen, die sich in einem myofibroblastären Phänotyp und einem Verlust der Vitamin-A-Deposition äußert7. Diese produzieren in hohem Maße extrazelluläre Matrixbestandteile sowie fibrogene und antifibrolytische Zytokine, die ihrerseits eine Kaskade von Reaktionen auf zellulärer und biochemischer Ebene auslösen7.
Der fibrotische Parenchymumbau beruht nur z. T. auf einer Reduktion der Hepatozytenzahl7. Bedeutsam sind v. a. sinusoidale bzw. perisinusoidale Veränderungen7. In einer zirrhotisch umgebauten Leber findet man im perisinusoidalen Raum massive Ansammlungen von extrazellulärer Matrix, diese sich unterhalb des sinusoidalen Endothels zu einer sogenannten Pseudomembran verdichten7. Folge ist der Verlust der in einer normalen Leber vorhandenen Fenestrierung des sinusoidalen Endothels7. Dieser Vorgang führt zu einer erheblich verlängerten Transit- bzw. Diffusionsstrecke zwischen Blut und Hepatozyten, verbunden mit Störungen der Clearance v. a. makromolekularer Substanzen7. Außerdem erhöht die Kapillarisierung der Sinusoide den Flusswiderstand innerhalb der Leber und trägt damit zur Entwicklung der portalen Hypertension bei7.
Weiterhin kommt es zur Ablagerung bindegewebiger Septen im Bereich von Leberzellnekrosen, die sich im Anfangsstadium oft in der Nähe der Portal- bzw. Zentralvenen befinden3, als auch die Entstehung sog. Kurzschlussgefäße, die zu einem intrahepatischen portosystemischen Shunt führen711. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung werden diese bindegewebigen Stränge unter Einbeziehung einzelner Leberzellen breiter und dichter3. Im späten Stadium der Leberfibrose kommt es dann zu einer gestörten Leberarchitektur mit Ausbildung von Regeneratknoten1711. Diese Inseln oder Knötchen werden als „Pseudolobuli“ bezeichnet, da die normale lobäre Architektur des Organs bereits aufgehoben ist3. Je nach Größe des Defektes unterscheidet man eine großknotig-makronoduläre (> 3mm) von einer kleinknotig-mirkonodulären Zirrhose (<3mm)3713. Auch Mischformen kommen vor (mikromakronodulär)713. Die Portalfelder sind zunehmend verbreitert und fibrosiert7. In unterschiedlichem Ausmaß findet man Gallengangproliferate, myofibromatöse Gefäßwandproliferate und Lymphangiektasien711.
In der Regel reicht weniger als die Hälfte des gesunden Leberparenchyms aus, um die Stoffwechsel- und Sekretionsleistungen des Organs zu gewährleisten7. Bei den meisten Patienten mit Symptomen sind ca. 80-90% des Leberparenchyms zerstört, und es kann ein klinisch manifestes Leberversagen in Erscheinung treten5. Zudem besitzt die Leber eine hohe Regenerationsfähigkeit (Prometheus-Effekt)7. Diese regenerative Kapazität ermöglicht generell eine vollständige Wiederherstellung der Organfunktion nach akuten, mäßiggradigen Schädigungen11. Chronische Schädigungen heilen hingegen nicht so gut, so dass die Fibrose als Hauptkomplikation vieler chronischer Lebererkrankungen angesehen werden kann11.
Unter formalen Aspekten kann man morphologisch zwischen portaler, perisinusoidaler, läppchenzentraler (zentral-perizellulär, perivenulär) und periportaler (läppchen-peripher) Fibrose unterscheiden7. Die Art der Fibrose ist abhängig von der Intensität und Dauer der Parenchymschädigung7.
Die Zirrhose ist das Endstadium einer Vielzahl von chronischen Lebererkrankungen, und in den fortgeschrittenen Stadien im Gegensatz zur Fibrose35 irreversibel1711.
Makroskopie
Erkennbar ist im Endstadium der Zirrhose meist eine knotige Schrumpfung und bindegewebige Verhärtung der Leber10. Diese ist im linken Leberlappen früher und stärker ausgeprägt als im rechten10. Die Organkapsel ist gewöhnlich grauweiß verdickt, und grob gefeldert, die Parenchymherde auf der Ober- bzw. Schnittfläche imponieren unterschiedlich groß mit dazwischen liegenden meist reichlichen Faserzügen und Narbenfelder10. Die Konsistenz des Organs ist entsprechend derb, nur im Bereich umfangreicher Nekrosen finden sich Aufweichungen10. Die Farbe des Parenchyms richtet sich wesentlich nach seinem Fettgehalt, gegebenfalls nach dem Ausmaß der Galleretention, die des Mesenchyms nach seiner Vaskularisierung10.
Abb. 556: Leberexplantat mit feinknotiger Leberzirrhose.
Die Leberzirrhose als irreversiblen Zustand und Endstadium ursächlich verschiedener chronischer Lebererkrankungen ist durch charakteristische makroskopische und histologische Leberveränderungen morphologisch definiert7.
Histologie
Die Histologie bietet Informationen über die Ätiologie11, das Stadium der Erkrankung und Grad der Entzündung1. Laut der amerikanischen Gesellschaft zum Studium des Liver Disease (AASLD), hat die Leberbiopsie eine wichtige Rolle in der Diagnose, Beurteilung der Prognose, Unterstützung bei therapeutischen Entscheidungen und Verstärkung der Compliance des Patienten1.
Die Leberzirrhose ist das Resultat von Epithelnekrosen, Bindegewebswucherungen und Regenerationsprozessen und führt zur Aufhebung der Läppchenstruktur10. Folgende Charakteristika sind histologisch nachweisbar:
Abb. 554: Leberzirrhose (Azan) Das blau gefärbte kollagenfaserhaltige Bindegewebe hat sich auf Kosten des Parenchyms der Leberläppchen stark ausgedehnt.
Histologisch unterscheidet man aktive (progredienten) und inaktive (stationären) Leberzirrhosen712. Erstere sind histologisch durch Parenchymnekrosen und entzündliche Infiltrate unterschiedlicher Expressivität charakterisiert712. Der histologische Befund erlaubt bei aktiven Zirrhosen durchaus auch Hinweise auf die zugrunde liegenden ätiologischen Faktoren71112. Nekrosen die periportal lokalisiert sind, weisen auf eine erregerbedingte oder eine autoimmune Genese hin7. Eine perizelluläre Fibrose der zentralvenennahen oder periportalen Hepatozyten spricht für eine nutritiv-toxische Genese oder für eine primäre Stoffwechselstörung (Hämochromatose)7. Bei inaktiven Zirrhosen ist eine ätiologische Klassifikation morphologisch meist nicht mehr möglich12.
Es findet sich eine hohe Zellularität in den Septen der fibrotischen Leber11. Demgegenüber sind in den Septen der zirrhotischen Leber nur sehr wenige Zellen nachweisbar, was ein Grund dafür sein könnte, dass diese nicht oder nur unvollständig abgebaut werden können11.
Weitere histologische Charakteristika
Die histologische Begutachtung sollte weite Teile des Organs umfassen, da lokalisierte Defekte z.B.: im Rahmen einer FNH noch keine Zirrhose darstellen3.
Pathophysiologie und -histologie verschiedener fibrosierender Lebererkrankungen
Verschiedene Formen der Lebererkrankung führen zu verschiedenen Fibrosemustern. Es können portal- und zentralbasierte Fibrosen unterschieden werden:
Chronisch virale Hepatitis
Merkmale der chronischen viralen Hepatitis sind Inflammation, Hepatozytenuntergang und Fibrose11. Histopathologisch findet man unter anderem eine portale Inflammation mit Schädigung der Gallengänge und der Portalgefäße, eine Interface-Hepatitis, die die Portalfelder umgibt und die durch Entzündung und Schädigung von Hepatozyten charakterisiert ist, als auch eine lobuläre Hepatitis, die durch Zelluntergang (Apoptose/Nekrose) mit oder ohne Entzündungszellen zur Darstellung kommt11. Diese Reaktionen führen über sogenannte Brückennekrosen (von der Zentralvene zum Portalfeld und/oder von Zentralvene zu Zentralvene) schließlich zur Fibrose und Regeneration von Hepatozyten11. Die fibrösen Narben entwickeln sich über die Ausdehnung des portalen Stromas und die Bildung von fibrösen Septen11. Diese entstehen aufgrund einer vermehrten Ablagerung extrazellulärer Matrix, sowie durch fibrogene Zellen11. Die fibrösen Septen verbinden die Portalfelder mit benachbarten Zentralvenen, was wahrscheinlich den Bereichen der vorausgehenden Brückennekrosen entspricht11. Zu den fibrogenen Zellen zählen die aktivierten hepatischen Sternzellen im Parenchym, Second-layer-Fibroblasten um die Zentralvenen und portale Fibroblasten in den Portalfeldern11.
Alkoholische und nichtalkoholische Steatohepatitis
Die durch Alkoholabusus bedingte Hepatitis als auch die NASH (verursacht durch Insulinresistenz, Adipositas, Diabetes mellitus und/oder Hypertriglyzeridämie u.a.) sind histologisch durch eine vermehrte Lipidspeicherung in den Hepatozyten, ballonierten Hepatozyten, Nekrosenbildung und Infiltration mit neutrophilen Granulozyten charakterisiert11. Frühe fibrotische Veränderungen konzentrieren sich vorwiegend auf die Gebiete um die Zentralvenen: (1) um die Sinusoide (z. B. perisinusoidale Fibrose) mit Kapillarisierung dieser (Defenestrierung und Bildung einer durchgehenden Basalmembran), (2) um Gruppen von Hepatozyten (sog. Maschendrahtmuster) und (3) um die Zentralvenen mit Bildung einer perivenösen Fibrose11. Bei diesem Typ der Fibrose kommt es zur Rekrutierung fibrogener Zellen aus dem Zentrum des Leberläppchens11. Diese umfassen aktivierte hepatische Sternzellen, Second-layer-Myofibroblasten um die Zentralvenen und glatte Muskelzellen der Venenwand der Zentralvene11.
Chronische Gallenwegsobstruktion
Besteht eine Obstruktion des D. choledochus über mehrere Wochen bis Monate, dehnt sich die Cholestase über das gesamte Leberläppchen aus11. Die duktuläre Reaktion entwickelt sich in der Peripherie der Portalfelder und dehnt sich in Richtung der benachbarten Portalfelder und in das Parenchym aus11. Hierbei kommt es zu einer extensiven Proliferation periduktulärer Myofibroblasten11. Die darauf folgende Fibrosierung um die duktuläre Reaktion herum führt zu einer Vergrößerung der Portalfelder und zur Bildung portoportaler Septen11. Die periduktuläre Fibrose beeinträchtigt schließlich die Blutzufuhr, was wiederum zur Verstärkung der Fibrose und zum Untergang von feineren Ästen des Gallesystems führt11. (sekundäre ischämische Cholestase)
Graduierung
Da das Ausmaß des fibrotischen Leberumbaus einen Einfluss auf die Prognose und die Therapie einer chronischen Lebererkrankung hat, wird aus diesem Grund zumindest für die chronischen Virushepatitiden eine Graduierung der Fibrose vorgenommen7. Sie erlaubt u. a. die Abschätzung von Therapieerfolgen, beruht auf qualitativen Merkmalen und mindert somit die subjektive Schwankungsbreite des Beobachters7. Man unterscheidet insgesamt fünf Stadien7:
Score | Deskription | Morphologischer Befund |
---|---|---|
0 | keine Fibrose | – |
1 | Milde Fibrose | Leichte periportale Bindegewebeexpansion |
2 | Mäßiggradige Fibrose | Mindestens ein portoportales Septum |
3 | Schwergradige Fibrose | Mindestens ein portozentrales Septum |
4 | Zirrhose | Bindegewebesepten und Knotenbildung |
Zu beachten gilt, dass der fibrotische Umbau des Lebergewebes häufig nicht homogen verläuft, sodass bereits bei der Gewinnung des Leberstanzzylinders mit einer Fehlerquote gerechnet werden muss8. So findet man zwischen Biopsaten desselben Patienten aus dem linken und rechten Leberlappen in 33 % der Fälle einen Unterschied von mindestens einem Fibrosestadium8.
Klinik
Einige der Patienten mit Leberzirrhose sind lange asymptomatisch3. (bis zu 40%5 ) Entweder durch Routine-Blutuntersuchungen3 oder aufgrund von Komplikationen wird schließlich eine Zirrhose diagnostiziert15. Sie sollte daher bei jedem Patienten mit Verdacht auf eine chronische Lebererkrankung ausgeschlossen werden1.
Allgemeinsymptome: Sie umfassen Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungsminderung (70%), aber auch Druck oder Völlegefühl im Oberbauch, Meterorismus (60%) als auch Übelkeit und Gewichtsabnahme13. Weiterhin können auch Unwohlsein3, Dyspepsie1, Anorexia, Juckreiz, Fieber9 und Schmerzen in der Lebergegend9 bestehen.
Herz-Kreislaufsystem: Patienten mit einer Leberzirrhose haben zumeist einen hyperdynamen Kreislauf mit Tachykardie, springendem Puls und warmen Gliedmaßen3. Ein besonderes Phänomen umfasst die verstärkte Atemlosigkeit im Sitzen oder Stehen (Syn. Orthodeoxie) mit der Abnahme des PaO2, welche im Liegen reversibel ist3. Sie wird wahrscheinlich durch eine orthostatisch bedingte Zunahme der Durchblutung in den schlechter belüfteten basalen Lungenabschnitten verursacht und wird im Normalfall durch den Euler-Liljestrand-Reflex rasch korrigiert; nennenswerte Ausmaße erreicht sie gelegentlich bei ausgeprägter Leberzirrhose oder dem hepatopulmonalen Syndrom3.
Haut: Ikterus der Haut und Skleren59 (und damit verbunden: Braunfärbung des Urins und Entfärbung des Stuhlgangs; häufig treten letztere Symptome vor dem Ikterus auf4 ), Juckreiz5, Petechien, Purpura, Caput meduse5 und Haarausfall3 sind häufige Symptome. Spider navi finden sich meist am Stamm, im Gesicht oder an den oberen Extremitäten13. Obwohl ihre Pathogenese nicht vollständig geklärt ist, geht man davon aus, dass ihre Präsenz bei Männern mit einem Anstieg des Estradiols zusammenhängt5. Sie sind nicht sehr spezifisch für eine Zirrhose und können auch während der Schwangerschaft und bei Malnutrition entstehen5. Die Anzahl und die Größe der Spider navi korrelieren mit der Schwere der Lebererkrankung, Patienten mit zahlreichen großen Navi haben ein erhöhtes Risiko für eine Varizenblutung5. Weiterhin können sich Teleangiektasien (venöse Gefäßerweiterungen der Haut) ausbilden, Zeichen einer hämorrhagischen Diathese und vor allem bei alkoholbedingter Zirrhose eine Parotisschwellung und eine Dupuytren-Kontraktur auftreten9. Auch Mundwinkelrhagaden, eine tiefrote Zunge („Lackzunge“) und die Pigmentierung und Schuppung der Haut (Pellagroid) sind häufig9. Daneben kann es noch zur Ausbildung eines Palmar- und Plantarerythems13 und Nagelveränderungen kommen (Muehrcke-Nägel: gepaarte horizontale weiße Streifen auf den Nägeln, Terry-Nägel: die proximalen zwei Drittel der Nagelplatte erscheinen weiß, während das distale Drittel rot gefärbt ist)5.
Extremitäten: Hier finden sich Ekchymose3, Ödeme3 und Muskelschwund14.
Endokrines System: Zur Gynäkomastie, Atrophie der Testes (Testosteron ↓, Östrogen ↑ ), Verlust der männlichen Sekundärbehaarung (Bauchglatze), reduzierte Libido3 und Impotenz kommt es bei Männern, zur sekundären Amenorrhoe9 und Menstruationsstörungen bei Frauen13. Zur Ausbildung einer Osteoporose kommt es aufgrund einer Vit-D Malabsorption und gestörter Calciumaufnahme5.
ZNS: Folgende Symptome sind mentale Verlangsamung46, Verwirrtheit4, Veränderungen der Persönlichkeit6, verwaschene Sprache4, Flapping Tremor, Konzentrations- und Gedächnisschwund36
Anzeichen einer Dekompensation: Diese umfassen Ödeme34, Blutungsneigung mit vermehrter Hämatombildung3 (Quick ↓ wegen verminderter Synthese, Thrombozyten ↓ wegen Splenomegalie13 ), Malnutrition und Kachexie13, Portale Hypertension13, Zeichen einer Enzephalopathie und Leberausfallkoma113, Ikterus und Aszites (Abdominalbeschwerden, Kurzatmigkeit bei großen Mengen4 )1 und primäres Leberzellkarzinom als Spätfolge13.
Diagnostik
Abb. 557: Sonografische Darstellung einer stark verkleinerten zirrhotischen Leber mit höckriger Oberfläche. Um die Leber findet sich ein Flüssigkeitssaum (Aszites). (Quelle: http://www.ultraschallatlas.de/bild.php?id=19)
Abb. 553: CT-Abdomen, Weichteilfenster, erkennbar ist die Leber als auch die unteren Lungenabschnitte. Der linke Leberlappen ist vergrößert, die Oberfläche wirkt feinknotig. Weiterhin ist ein Aszitessaum um die Leber zu erkennen
Abb. 555: Laparoskopischer Blick auf eine zirrhotische feinknotige Leber (Quelle: http://www.med.uni-jena.de/klinikmagazin/archiv/km207/kmonline/diagnostik.htm)
Differentialdiagnose der Leberzirrhose
Scoring der Leberzirrhose
Mit Hilfe des Child-Turcotte-Pugh-Score kann die Schwere der Erkrankung beurteilt werden16:
Score | 1 | 2 | 3 |
---|---|---|---|
Bilirubin (mg/dl) | <2 | 2-3 | >3 |
Prothrombinzeit ( INR ) | <4 sek (>1,7) | 4-6 sek (1,7-2,3) | >6 sek (>2,3) |
Albumin (f/dl) | >3,5 | 3,5-2,8 | <2,8 |
Aszites | wenig | mäßig | viel |
Enzephalopathie | wenig | mäßig | viel |
Die Child-Pugh-Score wird aus der Summe von 1-3 aus jeder der 5 Kategorien gebildet1. Ein Score von 6 oder niedriger definiert den Patienten als Klasse A, von 7 bis 9 als Klasse B, und 10 oder höher als Klasse C16. Der Child-Pugh-Score korreliert mit der Häufigkeit postoperativer Komplikationen wie Nierenversagen, Hepatische Enzephalopathie, Blutungen, Infektionen, Aszites und erneutem Leberversagen6.
MELD –Score:
Der MELD -Score gibt den Schweregrad einer Lebererkrankung an1. Er basiert auf drei Laborparametern, die als die zuverlässigsten Prädiktoren des Verlaufs einer schweren transplantationspflichtigen Lebererkrankung herausgefiltert wurden: Bilirubin, Kreatinin und die Blutgerinnungszeit, letztere gemessen anhand der INR16. Der MELD-Score berechnet sich folgendermaßen aus diesen Parametern1:
Falls innerhalb der letzten Woche eine Dialyse durchgeführt wurde, wird der Kreatininwert gleich 4,0 gesetzt1. Der Score liegt zwischen 6 und 40 Punkten, je höher der Wert, desto höher die Wahrscheinlichkeit, binnen drei Monaten ohne Transplantation zu sterben1. Er dient vor allem dazu, Patienten, die potentielle Kandidaten einer Transplantation sein könnten, heraus zu filtern1.
Der MELD -Score prognostiziert das Überleben bei Patienten mit Leberzirrhose und kommt wie der Child-Pugh-Score bei potentiellen Transplantationskandidaten zum Einsatz6. Er ermöglicht eine präzise Prognose der Drei-Monats-Mortaliät: sie beträgt ab einem Score von 40 weniger als 20%6.
Therapie der Zirrhose
Therapie der Grunderkrankung
Grunderkrankung | Therapie |
---|---|
Alkoholabhängigkeit | Therapie der Suchterkrankung; erst nach einer Abstinenz von mehr als 6 Monaten werden Patienten zu einer Transplantation zugelassen1. Weiterhin ist auf eine ausreichende Kalorienzufuhr (bis zu 3000kal/d) und ggf. Substitution von Vitaminen und Spurenelementen zu achten3. |
HBV/HDV-Infektion | Therapie mit Interferon α-2b, Nukleosidanaloga (Lamivudin, Telbivudin, Entecavir) und Nukleotidanaloga (Adevovir, Tenofovir)9. Diese Medikamente gelten als sicher und effektiv (Viruseradikation bei 20% der Patienten3) in der Risikoreduktion der Dekompensation einer Zirrhose und bezüglich des Voranschreitens der Grunderkrankung1. |
HCV-Infektion | Die aktuelle Therapie der chronischen Hepatitis C besteht in einer Kombination von PEG-IFN-α 1-mal wöchentlich s.c. und Ribavirin, einem Guanosin-Analogon, täglich p.o.19. Insgesamt wird mit dieser Kombinationstherapie bei 40–50% der mit Genotyp 13 und bei etwa 80% der mit Genotyp 2 oder 3 infizierten Patienten ein dauerhaftes Ansprechen erreicht9. |
PBC | Therapie mit Ursodeoxycholat13, bei Pruritus Gabe von Cholestyramin3 sowie Substitution der fettlöslichen Vitamine13. |
PSC | Eine Therapie der Ursache ist nicht möglich, endoskopische kann eine Dilatation dominanter Strikuren erfolgen3. |
Autoimmunhepatitis | Gabe von Prednison (20-40mg/d), Ausschleichen der Therapie bei Besserung der Leberfunktion) und Gabe von Azathioprin13. |
Hämochromatose | Wöchentlicher Aderlass bis zu einem Serumferritin <50ng/ml3 und Gabe von Deferoxamin1. |
Morbus Wilson | Chelattherapie mit D-Penicillamin oder Trientrine und Gabe von Zink (50mg/d), um die Kupferabsorption zu reduzieren13. |
NAFLD / NASH | Behandlung vorhandener Stoffwechselstörungen wie Adipositas oder Diabetes mellitus3 → niedrig kalorische Diät, körperliche Bewegung und Medikamente zur Reduktion der Insulinresistenz1. |
A1-AT(Alpha-1-Antitrypsinmangel) | Einzige Therapie ist die Lebertransplantation3. |
Komplikationen und deren Therapie
Prognose
Die Leberzirrhose ist trotz diagnostischen Fortschritts durch eine schlechte Lebenserwartung und -qualität geprägt18. Patienten im Stadium der dekompensierten Leberzirrhose haben eine 85%-ige Mortaltiät in den nächsten 5 Jahren an ihrer Erkrankung zu versterben1. Das 1-Jahres-Überleben von Patienten mit einem Child-Pugh-Score von A, B und C beträgt 100%, 85% und 35%13. Die Prognose ist bei Patienten mit therapierefraktärem Aszites und SPB schlecht1. Die Mortalitätsraten bei Patienten mit einer alkoholischen Lebererkrankung und Zirrhose sind weitaus höher als bei Patienten mit anderen Formen der Leberzirrhose5. Die häufigsten Todesursachen umfassen Leberversagen, Varizenblutung und das HCC13.
Prävention/Nachsorge
Aufgrund der zunehmenden Prävalenz der chronischen viralen Hepatitis als auch der alkoholischen / nichtalkoholischen Steatohepatitis und dem damit einhergehenden hohen Risiko für die Entwicklung einer Leberzirrhose sind Prävention und frühzeitige Behandlung dieser Erkrankungen von besonderer Bedeutung1. Die Impfung gegen Hepatitis A und B ist eine wichtige präventive Maßnahme zur Vermeidung einer Leberzirrhose und damit auch der HCC-Entstehung139. Daneben sollte bei erkrankten Patienten eine jährliche Impfung gegen Influenza als auch eine Pneumokokkenimpfung erfolgen, um Komplikationen wie Infektionen weitestgehend einzudämmen4. Weiterhin sollten Patienten mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung einer Zirrhose aufgrund oben genannter Grunderkrankungen regelmäßige ärztliche Kontrollen wahrnehmen1. Alkohol und leberschädigende Medikamente sind besonders bei einer vorbestehenden Lebererkrankung zu vermeiden9.
Patienten mit einer kompensierten Leberzirrhose sollten in halbjährlichen Abständen zur Blutbildkonrolle und zum Abdomen-Sono beim Arzt vorstellig werden1. Patienten mit einer dekompensierten Zirrhose sollten in spezialisierten Zentren versorgt werden1.
Weiterführende Literatur
Management of liver cirrhosis between primary care and specialists
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Cirrhosis and Chronic Liver Failure: Part I, Diagnosis and Evaluation
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Cirrhosis and Chronic Liver Failure: Part II. Complications and Treatment
J. J. Heidelbauch, M.D., M. Sherbondy, M.D., Cirrhosis and Chronic Liver Failure: Part II. Complications and Treatment, 2006, Downloaded from the American Family Physician Web site at www.aafp.org/afp.
Pathologie der Leberzirrhose und der portalen Hypertension
Bläker H, Theuer D, Otto HF.
Pathologie der Leberzirrhose und der portalen Hypertension.
Radiologe. 2001. 41:833–839.
Nicht invasive Diagnostik der Leberzirrhose
J. Lörke, A. Erhardt, C. Vogt, D. Häussinger, Nicht invasive Diagnostik der Leberzirrhose, Deutsches Ärzteblatt, Jg. 104, Heft 24, 15. Juni 2007
Fibrogenese – Zirrhose
Saile B, Ramadori G.
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Referenzen
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Leber - weitere Lehrtexte
Leber - Kasuistiken
Organpathologie-Atlas
Weiterführende Literatur