Die Lentigo simplex ist durch eine umschriebene Ansammlung nebeneinander liegender Melanozyten in der basalen Epidermis gekennzeichnet. Melanozytäre Nävi (Nävuszellnävi) bilden dagegen nestartig aggregierte Melanozyten. Diese liegen entweder:
Abb. 33: Formen melanozytärer Pigmentflecken und Nävuszellnävi (Erläuterung siehe Text).
Man nimmt an, dass melanozytäre Naevi verschiedene Entwicklungsphasen durchmachen. Nicht jeder Nävus muss jedoch alle Phasen durchlaufen. Die früheste Form ist ein kleiner flacher Pigmentfleck mit Vermehrung der Zahl epidermaler Melanozyten in der Basalzellschicht. Diese Läsion wird als Lentigo simplex bezeichnet. Wenn sich die Melanozyten an der dermo-epidermalen Junktionszone vermehren, bilden sich Zellnester aus. Die Melanozyten verlieren ihren Dendriten und werden abgerundet. Man bezeichnet diese Melanozyten jetzt als echte Nävuszellen und die Läsion als Junktionsnävus. Diese Veränderung ist klinisch leicht erhaben. Mit der weiteren Entwicklung lösen sich junktionale Nävuszellen von der Grenzfläche ab (“Abtropfung”), werden kleiner, runder, weniger metabolisch aktiv und verlieren die Fähigkeit sich zu teilen (post-mitotische Nävuszellen). Die Veränderung hat jetzt zwei Komponenten (eine junktionale und eine dermale Komponente) und wird als Compoundnävus bezeichnet. Klinisch sind dies kleine scharf begrenzte und einheitlich pigmentierte Knötchen. Schließlich ist die letzte Phase der Nävogenese erreicht, wenn alle junktionale Melanozyten verschwunden sind und nur die intradermale Nävuszellen übrig bleiben. Klinisch liegt dann eine oft rosafarbene Läsion vor, da die intradermalen Zellen wenig oder kein Pigment produzieren. Es hat sich ein dermaler Nävuszellnävus gebildet und die Ausreifung des Nävus ist abgeschlossen. Der blaue Nävus ist im Gegensatz dazu eine gutartige Veränderung der Haut mit tief in der Dermis liegenden pigmentierten Melanozyten. Der blaue Nävus entsteht nicht aus einem Junktionsnävus. Der dysplastische Nävus ist ein Compoundnävus mit zellulären und architekturellen (Symmetrieverlust!) Atypien und gilt als Risiko- bzw. Vorläuferläsion des malignen Melanoms.
Das maligne Melanom ist der maligne Tumor der von den Melanozyten ausgeht. Melanome sind meist pigmentiert, kommen jedoch auch unpigmentiert (amelanotisch) vor. Die Prognose ist abhängig von der histologisch gemessenen Tumordicke. Ätiologisch ist das Melanom mit heller Haut und Sonnenbrand assoziiert.
Das maligne Melanom ist wesentlich seltener als andere maligne Tumoren der Haut. Dafür hat es aber eine ungünstigere Prognose im Vergleich zum kutanen Plattenepithelkarzinom oder zum Basaliom. Wie bei anderen Malignomen der Haut spielt beim malignen Melanom das Sonnenlicht eine wichtige Rolle in der Pathogenese. Die Häufigkeit ist an den Körperstellen am höchsten, die oft dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Weiterhin besteht eine enge Korrelation zur geographischen Region. Besonders gefährdet sind Menschen in Australien und Neuseeland, da hier die Sonneneinstrahlung hoch und die natürliche Hautpigmentierung gering ist. Das Sonnenlicht ist jedoch nicht der einzige prädisponierende Faktor. Eine weitere Rolle spielen auch vorbestehende Nävi und die erbliche Veranlagung. In der Regel sind maligne Melanome Tumore der Haut, da sie aber in Schleimhäuten, der Leptomeninx und in der Netzhaut vorkommen, kann auch hier ein potentielles Tumorwachstum stattfinden. Die Mehrzahl der malignen Melanome entsteht de novo. Nur ein kleiner Teil wächst auf dem Boden junktionaler Compound- oder dysplastischer Nävuszellnävi.
Abb. 34: Die drei Formen des malignen Melanoms: 1) Lentigo maligna Melanom (LMM, links), 2) Superfiziell spreitendes Melanom (SSM, Mitte), 3) noduläres Melanom (NM, rechts). Beim LMM und beim SSM sind nur die radiäre Wachstumsphase dargestellt. Abbildung nach Underwood (2007).
Wichtig für das Verständnis der Histologie des malignen Melanoms ist der Begriff der radiären und vertikalen Wachstumsphase. Vereinfacht zeigt das Melanom zunächst eine radiäre (in situ) Ausbreitung, welche horizontal in der Epidermis verläuft. Mit Beginn der vertikalen Komponente infiltriert das Melanom in die papilläre und retikuläre Dermis und kann metastasieren. Die Wahrscheinlichkeit der Metastasierung ist abhängig von der Infiltrationstiefe (Tumordicke nach Breslow). Metastasen entstehen in den regionären Lymphknoten, später auch in der Leber, der Lunge, dem Gehirn, und durch die hämatogene Aussaat potentiell auch in jedem anderen Organ. In manchen Fällen beginnt die Metastasierung erst Jahre nach der chirurgischen Entfernung des Primärtumors, d.h. aus schlafenden Tumorzellen.
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Abb. 33: Formen melanozytärer Pigmentflecken und Nävuszellnävi (Erläuterung siehe Text).
Abb. 34: Die drei Formen des malignen Melanoms: 1) Lentigo maligna Melanom (LMM, links), 2) Superfiziell spreitendes Melanom (SSM, Mitte), 3) noduläres Melanom (NM, rechts). Beim LMM und beim SSM sind nur die radiäre Wachstumsphase dargestellt. Abbildung nach Underwood (2007).
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