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3.3 Granulomatöse Entzündung


Ein Granulom ist eine mikroskopische Ansammlung epitheloider Histiozyten. Granulome sind typisch für Krankheiten mit besonderen Erregern wie Tuberkulose und Lepra. Aus diesem Grund spricht man bei der granulomatösen Entzündung auch von einer spezifischen Entzündung.

Sie ist eine besondere Verlaufsform der chronischen Entzündung mit millimetergroßen bis tastbaren Herden epitheloider Histiozyten, die ein Granulom bilden. Die granulomatöse Entzündung wird ausgelöst durch besondere Erreger und durch besondere Immunreaktionen (spezifische Entzündung).

Ein häufiges gemeinsames Merkmal der Ursachen einer granulomatösen Entzündung ist die Unmöglichkeit der Phagozytose eines pathogenen Agens durch Makrophagen. Bei anderen Erkrankungen wie bei systemischen Granulomatosen (z.B. Sarkoidose) scheint eine überschießende Immunreaktion die granulomatöse Entzündung zu begünstigen. Auch können kleine Spuren von Elementen wie Beryllium die Bildung von Granulomen induzieren.
Gemeinsam ist den granulomatösen Entzündung eine spezifische Immunantwort. Epitheloidzellen bilden sich aus Histiozyten, wobei eine nicht-kanonische Typ 2-Immunantwort über die Aktivierung des IL-4-Rezeptors zur Expression von epithelialem Cadherin (E-Cadherin) in den Histiozyten führt. Als Folge bilden sich Zell-Zell-Verbindungen (Tight junctions, Adherens junctions, Desomosomen) zwischen den aktivierten Histiozyten aus, die die epitheloide Morphologie erklären.
Bei der granulomatösen Entzündung können die Epitheloidzellgranulome fakultativ zentrale Nekrosen aufweisen (wie bei der Tuberkulose) und/oder mehrkernige Riesenzellen bilden, die sich aus Histiozyten ableiten. Die Assoziation von Granulomen mit eosinophilen Granulozyten deutet auf eine parasitäre Infektion hin (z.B. Würmer). Häufige granulomatöse Erkrankungen und deren Ursachen sind in den folgenden Tabellen aufgeführt.

Erregerbedingte Erkrankungen mit granulomatöser Entzündung

Krankheit Ursache Gewebsereaktion
Tuberkulose Mycobacterium tuberculosis Nichtverkäsende Tuberkel (Prototyp des Granuloms): zentrales Epitheloidzellgranulom, Randwall von Fibroblasten, Lymphozyten, Histiozyten, gelegentlich Riesenzellen. Verkäsende Tuberkel: zentrale amorphe Nekrosen mit säurefesten Stäbchen
Lepra Mycobacterium leprae Säurefeste Stäbchen in Makrophagen; nichtverkäsende Granulome
Syphilis Treponema pallidum Gumma: mikroskopisch kleine bis makroskopisch sichtbare Läsion, äußerer Wall aus Histiozyten und infiltrierende Plasmazellen; zentral nekrotische Epitheloidzellen
Katzenkratzkrankheit Gram-negative Erreger Abgerundetes oder sternförmiges Granulom mit zentralen Zelltrümmern und neutrophilen Granulozyten, einzelne Riesenzellen

Nicht oder indirekt erregerbedingte Ursachen mit granulomatöser Entzündung

Ursache Beispiele
Unbekannt Sarkoidose, Morbus Crohn (entzündliche Darmerkrankung mit Immunreaktion gegen bakterielle Darm- und Autoantigene)
Endogenes Material Keratin, nekrotische Knochen- und Cholesterinkristalle, Urate
Exogene Stoffe Talkum, Kieselsäure, Nahtmaterial, Öle, Silikon
Spezielle Chemikalien Beryllium
Drogen Lebergranulome durch Allopurinol, Phenylbutazon, Sulfonamide

Transformierte Histiozyten in Granulomen

  1. Epitheloide Histiozyten: Benannt nach ihrer vagen histologischen Ähnlichkeit mit Epithelzellen haben epitheloide Histiozyten große vesikuläre Kerne, reichlich eosinophiles Zytoplasma und sind etwas länglich. Sie treten in kleinen Gruppen auf und haben kaum phagozytäre offenbar aber sekretorische Funktionen. Welche Produkte im einzelnen sezerniert werden ist nicht bekannt. Eines dieser Produkte ist jedoch das Angiotensin-Converting-Enzym. Die Messung der Aktivität dieses Enzyms im Blut kann als Marker für eine systemische granulomatöse Erkrankung, wie z. B. Sarkoidose dienen.
  2. Langhans-Riesenzellen: Langhans-Riesenzellen zeigen an einem Zellpol hufeisenförmig ausgerichtete Zellkerne und gelten als typisch für die Tuberkulose. Sie kommen jedoch auch bei anderen Granulomen vor (nicht zu verwechseln mit Langerhans-Zellen, den dendritischen Antigen-präsentierenden Zellen der Epidermis).
  3. Riesenzellen vom Fremdkörpertyp: Sogenannte “Fremdkörper-Riesenzellen” sind vielkernige Riesenzellen mit zufällig verteilten Zellkernen im Zytoplasma. Ihr Auftreten ist typisch bei Fremdmaterial.
  4. Touton’sche Riesenzellen: Touton’sche Riesenzellen haben einen zentralen Ring mit Zellkernen, das periphere Zytoplasma ist aufgrund einer Akkumulation von Lipiden klar. Sie werden in Zusammenhang mit dem Abbau von Fettgewebe gesehen (z.B. in Xanthomen).

Obwohl Riesenzellen häufig in Granulomen vorkommen, gelten sie nicht als notwendiges Merkmal eines Granuloms. Andererseits stellen solitäre Riesenzellen in der Abwesenheit von Epitheloidzellgranulome kein Granulom dar.

Bearbeiter: Thomas Longerich
Letzte Änderung: 1.01.2024