UniHD


31-jährige Patientin mit vergrößerter Schilddrüse und auffälliger Knotenbildung



Anamnese
Bekannte Patientin mit Struma uninodosa re. In der letzten SD-Sono vor einem Vierteljahr fand sich ein Knoten von 1,3 ml im re. Schilddrüsenlappen. Es liegt eine Euthyreose vor.

Laborwerte

Parameter Werte Normbereich
TSH 1.66 0,4-4,0 mU/l
freies T3 3.07 2,0-4,2 ng/l
freies T4 9.75 8-18 ng/l
Threoglobulin <3,5 <2 ng/ml
TG-Wiederfindung 54 >70%
Thyreogl. AK 76 60 IU/ml

Bildgebende Diagnostik
Sonografie: Eine mit einem Gesamtvolumen von 9,2 ml normal große Schilddrüse mit homogener echonormaler Struktur. Im re. Schilddrüsenlappen zentral ein inhomogener, echoarmer Knoten mit polyzyklischer Begrenzung, im Vergleich zur Voruntersuchung größenprogredient auf aktuell 2,8 ml Volumen, randbetont vaskularisiert.
Tc99-Szintigrafie: Darstellung eines kalten Knoten rechts.

Prozedere
Subtotale Schilddrüsenresektion rechts und intraoperative Schnellschnittuntersuchung des Knotens.

Schnellschnittdiagnose
Differenziertes Schilddrüsenkarzinom, am ehesten papillär. Daraufhin Dunhill-Operation mit subtotaler Hemithyreoidektomie auch links.

Makroskopie
4 × 2,5 × 1,5 cm großes, 7 g schweres Schilddrüsengewebe. Auf den Schnittflächen ein 1,2 cm durchmessender, unscharf begrenzter grau-weißlich derber Knoten, örtlich bis knapp an den Präparaterand reichend.

Virtuelle Mikroskopie

Mikroskopie
Atypische, teils papillär, zum Teil auch in langestreckten, trabekulären bzw. angedeutet follikulären Verbänden wachsende neoplastische Zellen mit dichtliegenden, vielfach überlappenden, wenig größenvariablen Zellkernen und Einkerbungen der Kernmembran. Die Zellkerne mit milchglasähnlichem Aspekt. Fokal Psammonkörperchen. Die Tumorzellen eingebettet in ein zellarmes, bindegewebiges und abschnittsweise schütter lympho-plasmazellulär durchsetztes Stroma. Tumoranteile örtlich bis < 1mm an den Resektionsrand heranreichend, ohne diesen eindeutig zu durchbrechen.
Das restliche Schilddrüsengewebe mit einer chronischen lymphozytären bzw. lymphofollikulären Hyperplasie vom Aspekt einer Hashimoto-Thyreoiditis. Daneben 3 kleine tumorfreie Lymphknoten mit resorptiver Lymphadenitis.

Diagnose
Papilläres Schilddrüsenkarzinom (Tumorgröße: 1,2 cm) rechts bei Hashimoto-Thyroiditis.
TNM-Stadium (2007): pT1b, pN0(0/3), R0

Klinischer Verlauf
Postoperativ erfolgte nach drei Wochen eine ablative Radiojod-Therapie mit 4 GBq Iod-131 unter Thyrogen.

Ganzkörperszintigrafie: Im posttherapeutischen Ganzkörperszintigramm Nachweis rundlicher Anreicherungen cervical rechts medial, lateral sowie paramedian. Es ergibt sich der hochgradige Verdacht auf Lymphknotenfiliae .

Sonografie: Sonographisch 3 suspekte Lymphknoten cervical rechts.

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PET-CT: Anreicherung in der Schilddrüsenloge rechts paramedian caudal, am ehesten dem verbleibenden Schilddrüsenrest entsprechend, insbesondere cervical rechts im mittleren Drittel keine suspekten FDG-positiven Herde. Damit kein eindeutiger Hinweis auf Lymphknotenmetastasen unter der Einschränkung, dass gut differenzierte Lymphknotenmetastasen in seltenen Fällen FDG-negativ sein können.

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Drei Monate später stellte sich die Patientin zur erneuten Verlaufskontrolle vor.
Diagnostische Ganzkörperszintigraphie: V. a. Lymphknotenrezidiv median, paramedian sowie rechts lateral bei erhöhtem Uptake.
MRT-Hals: Nachweis von multiplen vergrößerten Lymphknoten.
Laborwerte:

Parameter Werte Normbereich
Threoglobulin <2,7 <2 ng/ml
TG-Wiederfindung 63 >70%
Thyreogl. AK 66 60 IU/ml

In Zusammenschau der o.g. Befunde wurde sechs Wochen später die Indikation zur Rest-Thyreoidektomie rechts zentral und lateraler Neckdissection bds. gestellt. Hier fanden sich 3 Lympknotenmetastasen des papillären Schilddrüsen-Karzinoms, dies entspricht der pN-Kategorie: pN1a (3/31).

Drei weitere Monate später erfolgte die zweite ablative Radiojod-Therapie mit 8 GBq Iod-131 (kumulativ 12,5 Gbq)
Ganzkörperszintigrafie: Im posttherapeutischen Ganzkörperszintigramm, im Vergleich zur Voruntersuchung neu aufgetretene Mehrspeicherung tief cervical paramedian links, welche suspekt auf eine verbliebene Lymphknotenmetastase ist.
Sonografie: Kein Korrelat des Verdachts einer zervikalen Lymphknotenmetastase.
Laborwerte:

Parameter Werte Normbereich
Threoglobulin <0,6 <2 ng/ml
TG-Wiederfindung 109 >70%
Thyreogl. AK <10 60 IU/ml

Die Fortführung der Radiojodtherapie wurde in Anbetracht des hohen Rezidivrisikos erwogen.

Klinische Korrelation
Papilläre Karzinome der Schilddrüse gehören zu den häufigsten malignen Schilddrüsentumoren. Sie treten in jedem Lebensalter auf, besonders zwischen dem 20.-50. Lebensjahr. Frauen sind häufiger betroffen (4:1). Risikofaktoren sind das Vorliegen einer Hashimoto-Thyreoiditis, wie in vorliegendem Fall. Desweiteren wurden bei Exposition zu ionisierter Strahlung erhöhte Raten von papillären Schilddrüsenkarzinomen nachgeweisen (Tschernobyl-Unglück!). Bei vielen papillären Karzinomen konnte eine Mutation des RET-Protoonkogens nachgewiesen werden.

Papilläre Karzinome metastasieren häufig lymphogen. Seltener treten hämatogene Fernmetastasen auf (Lunge, Knochen und Gehirn).

Bearbeiter: Christa Flechtenmacher
Letzte Änderung: 17.06.2018