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25-jährige Patientin mit Knoten an der linken Halsseite



Anamnese
Im Rahmen der Blutspende war ein Kropf aufgefallen. Es folgte die Vorstellung beim Hausarzt, wo eine Hypothyreose diagnostiziert und mit L-Thyroxin 100 tgl. behandelt wurde. Vor ca. 2 Wochen fiel der Patientin ein Knoten an der linken Halsseite auf, daher erneute Vorstellung beim Hausarzt. Keine lokalen Beschwerden am Hals, keine hyper- oder hypothyreosetypischen Symptome. Keine Schilddrüsenerkrankungen in der Familie.

Laborwerte

Parameter Werte Normbereich
CEA 0.5 -2,5 ug/l
TSH 0.98 0,4-4,0 mU/l
freies T3 3.22 2,0-4,2 ng/l
freies T4 10.67 8-18 ng/l
Calcitonin 3.5 0-5,5 pg/ml

Die Schilddrüsenwerte liegen damit im Bereich der Norm.

Bildgebende Diagnostik

  • Sonographie: Vergrößerte linksbetonte Schilddrüse mit Gesamtvolumen 25 ml. (rechts 4 ml, links 21 ml). Links wird die SD zentral von einem großen echokomplexen Knoten ausgefüllt, der 15 ml misst, zystische Anteile sind erkennbar. Craniodorsal ein weiterer kleiner, echoarmer Knoten nachweisbar. Dopplersonographisch normale Perfusion.
  • SD-Szintigraphie: Gesamtuptake im Normbereich. Volumenproportionale Einspeicherung mit einem kleineren kühlen Areal in Projektion auf den lateralen Anteil des li. Knotenkonglomerats. Keine heißen Areale.
  • SD-Zytologie: Hämorrhagisches, sonst zellarmes Material mit vereinzelten in kleinen Gruppen gelagerten Thyreozyten und Histiozyten.

Procedere
Auf Grund des neu aufgetretenen sehr großen Knotens und trotz des jungen Alters der Patientin erfolgte die operative Sanierung der Schilddrüse mittels subtotaler Hemithyreoidektomie links und intraoperativer Schnellschnittuntersuchung.
Präoperativ wurde ein HNO-Konsil durchgeführt.

Makroskopie
24 g schweres, 5,5 × 3,5 × 3,5 cm messendes Schilddrüsen-Operationspräparat der linken Schilddrüse. Schnittfläche mit max. 4 × 3 × 3,5 cm messendem kolloidreichen Knoten mit bis zu 1,3 cm großen zystischen Aufweitungen.
Anfertigung eines Schnellschnitts aus dem Strumaknoten.

Virtuelle Mikroskopie

Schnellschnittdurchsage
Strumaknoten mit geringen regressiven Veränderungen.

Mikroskopie
Erkennbar ist ein in sich mehrknotiger, mikro- und makrofollikulärer Strumaknoten mit begleitenden regressiven Veränderungen, pseudozystischem Umbau und unterschiedlich alte Einblutungen mit Siderophagen. Daneben eine umschriebene Fibrosierung sowie herdförmig akzentuierte mikroskopische Zeichen der inkretorischen Aktivität. Kein malignen Zellen.

Diagnose
Struma colloides nodosa.

Klinischer Verlauf
Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Keine Heiserkeit, keine hypo- oder hyperthyreoten Beschwerden, keine lokalen Beschwerden.

Es erfolgte die Wiedervorstellung nach Schilddrüsen-OP ein Jahr später. Die Patientin gab keine Beschwerden an, reizlose Narbe, wenig Keloidbildung im Narbenbereich.

Laborwerte

Parameter Werte Normbereich
CEA 0.43 -2,5 ug/l
TSH 1.70 0,4-4,0 mU/l
freies T3 2.78 2,0-4,2 ng/l
freies T4 13.11 8-18 ng/l
Calcitonin 2.9 0-5,5 pg/ml

Bildgebung
Schilddrüsensonographie mit Z.n. subtotaler Thyreoidektomie. Rechter Lappen mit 5,8 ml vollkommen erhalten, links noch ein kleiner Rest mit 0,2 ml. Parenchym homogen und echonormal. Unauffällige, homogene Verteilung der Gefäßzeichnung ohne fokale Hypo- oder Hyperperfusion in der Duplexsonografie.

Die weiteren Nachsorgen verliefen ohne besondere Vorkommnisse

Kliniche Korrelation
Bei einer Struma handelt es sich um einer Vergrößerung der Schilddrüse. Insbesondere bei Jodmangel kommt es zu einer kompensatorischen hyperplastischen Vergrößerung der Schilddrüse mit Ausbildung makrofollikulärer Knoten. In der Regel liegt eine euthyreote Soffwechsellage vor. Es kann aber auch zu hypo-oder hyperthyreoten Stoffwechsellagen kommen.

Von einer Struma multinodosa spricht man, wenn mehr als ein Knoten in Erscheinung tritt. Bei der selteneren Struma uninodosa findet sich nur ein Knoten. Davon abzugrenzen ist die Struma diffusa, die eine homogene parenchymatöse Vergrößerung der Schilddrüse darstellt.

Aufgrund der Größenzunahme der Schilddrüse ist eine ausreichende Blutversorgung nicht immer gewährleistet, es kommt zu Nekrosearealen mit resultierenden Vernarbungen und auch dystrophen Verkalkungen sowie Zystenbildungen, zum Teil mit Einblutungen. Areale mit Vernarbungen und Zystenbildungen sind hormonell nicht aktiv und imponieren als szintigraphisch kalt. Da sich auch maligne Tumoren szintigraphisch kalt darstellen, werden kalte Knoten prinzipiell zytologisch abgeklärt, um ein malignes Geschehen auszuschließen. Die weit überwiegende Zahl der kalten Knoten sind benigne Befunde in Knotenstrumen und sind somit nicht operationspflichtig.
OP-Indikationen bei Struma nodosa ergeben sich bei klinischen Beschwerden wie Druck und Verdrängung von Nachbarorganen (entspricht Stadium III) oder autonomen Arealen.

Jugendliche Strumen sollten vor dem 25. Lebensjahr nicht operativ angegangen werden, sondern zunächst eine Therapie mit Thyroxin/Jodsubstitution eingeleitet werden.

Bearbeiter: Christa Flechtenmacher
Letzte Änderung: 17.06.2018