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31 j. Patientin mit akuten Unterbauchschmerzen und großer Raumforderung



Anamnese
31 j. Patientin (Nullipara) mit rechtsseitigen Flanken- und Unterbauchschmerzen sowie dreimaligem Erbrechen

Klinischer Befund
Derbe Resistenz vom Becken bis auf Nabelhöhe reichend, die sich sonographisch als Raumforderung mit diffuser bis hoher Echogenität und multiplen Binnenechos darstellt.

Procedere
Explorative Laparotomie, Tumorextirpation, Schnellschnitt

Die operativ entfernte tumoröse Läsion ist in der virtuellen Mikroskopie dargestellt (rechts). Bitte mikroskopieren Sie den Befund und beantworten anschließend die Fragen.

Virtuelle Mikroskopie

 

Diagnose
Reifes zystisches Teratom des Ovar

Makroskopisch-pathologischer Befund:
Bilaterale, partiell zystische Ovarialtumoren vor: links ein äußerlich glatt begrenzter massiv vergrößerter Tumor (16×14×7cm, 1120g schwer) mit einer makroskopisch unauffälligen, max. 7cm langen Tube. Im Lumen nach Eröffnen talgiges Material und Haare sowie ein wenige Zentimeter großer solider und partiell verkalkter Herd. Ovarielles Gewebe war nicht mehr abgrenzbar. Rechts fand sich makroskopisch ein 10×6×6cm großes, 155g schwerer, und ebenfalls allseits kapselartig begrenzter und überwiegend zystischer Tumor mit fokalen Verkalkungen.

Histologischer Befund:
Beidseids reifes, aber ungeordnetes Gewebe aller drei Keimblättern und plattenepithelial begrenzter Zysten. Nur spärliches ovarielles Restgewebe. Der rechte Tumor zusätzlich mit Zeichen einer Zirkulationsstörung nach Stieldrehung.

Anmerkungen
Das reife zystische Teratom ist der häufigste Keimzelltumor des Ovars und ist im Gegensatz zu den Teratomen des Hodens ganz überwiegend gutartiger Natur. Teratome enthalten in der Regel Gewebsstrukturen aller drei Keimblätter; es dominiert bei den reifen Teratomen des Ovar histologisch meist das ektodermale Gewebe einschließlich verhornter Epidermis, Talg- und Schweißdrüsen sowie Haarfollikeln, welche die meist zystische Raumforderung auskleiden und für die deskriptive Bezeichnung “Dermoidzyste” verantwortlich sind. Makroskopisch zeigt sich eine dickwandige, einkammerige Zyste, welche mit talkartigen, fettreichen Material und Haaren ausgefüllt ist sowie regelhaft eine in das Lumen ragende solide, polypoide Formation (Rokitansky-Protuberanz, Kopfhöcker) die typischerweise neurales Gewebe, Fettgewebe und andere mesenchymale Strukturen, wie glatte Muskulatur, Knorpel-, Knochen- und Fettgewebe aufweist, nicht selten auch einen einzelnen Zahn. Wenn eine Keimblattkomponente überwiegt, spricht man von einem monodermalen Teratom, Beispiele dafür sind die reine Dermoidzyste des Ovars oder die Struma ovarii, welche als solides Teratom imponiert.

Da reife zystische Teratome und reine Dermoidzysten wegen ihres langsamen Wachstums meistens asymptomatisch sind, werden sie oftmals als Zufallsbefunde bei klinischen Untersuchungen oder Schnittbilddiagnostik entdeckt. Teratome sind der häufigste benigne Ovarialtumor bei Frauen jünger als 45 Jahre, nur ca. 15% der Tumoren treten bilateral auf. Der Karyotyp ist immer diploid. Mehr als 80% der reifen Teratome treten während der reproduktiven Phase auf, sehr selten sind sie bei Kindern oder nach der Menopause. Seltene Komplikationen sind die Stieldrehung des Tumors mit konsekutiver Nekrose, Blutung oder Ruptur des Tumors in den Bauchraum, was zu einem akuten Abdomen führen kann. Das CT spielt daher bei der (meist zufälligen) Diagnose des reifen zystischen Teratoms eine wichtige Rolle, da es Fett sowie mögliche Verkalkungen hervorragend darstellt.

Bearbeiter: Peter Sinn
Letzte Änderung: 17.06.2018

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Abb. 11: Plattenepithel begrenzte Zyste mit Einblutungen der Zystenwand als Hinweis auf eine akute Zirkulationsstörung. Rechts oben reifes neurales Gewebe.

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