Anamnese
Aufgrund perianaler Blutungen in den letzten Wochen wurde Herr B. bei einem Gastroenterologen vorstellig. Gewichtsverlust, Leistungsknick und Nachtschweiß bestand nicht. Weiterhin konnte ein familiäres Polyposesyndrom ausgeschlossen werden.
Prozedere
Es erfolgte die ambulante Koloskopie mit Polypabtragung. Dabei stellte sich ein großer Polyp im Colon transversum dar.
Makroskopie
4,5 × 2,8 × 2 cm messender Polyp mit einem 2 cm langem Stiel.
Diagnose
Juveniler Polyp der Kolonschleimhaut.
Mikroskopie
Der gestielte Schleimhautolyp zeigt inmitten eines entzündlich aufgelockerten Stromas zystisch erweiterte Drüsen, die von einem Epithel ortsüblicher Zellen mit Lamina propria ausgekleidet werden. Im Stroma gefäßreiches Granulationsgewebe mit zahlreichen weitlumigen dünnwandigen Blutgefäßen und großen mononukleären Histiozyten sowie Lymphozyten und wenige Plasmazellen.
Virtuelle Mikroskopie
Klinische Korrelation
Juvenile Polypen sind seltene, nicht-neoplastische Polypen der Kolon- oder Rektumschleimhaut und überwiegend im Rektosigmoid lokalisiert. Sie gehören zusammen mit den Peutz-Jeghers Polypen zu den hamartomatösen Polypen des Kolorektum. Meist werden juvenile Polypen als solitäre Polypen gesehen und kommen im jedem Lebensalter vor; wenn gleichzeitig über zehn Polypen bestehen, spricht man von einer juvenilen Polypose. Sporadische juvenile Kolonpolypen sind nicht mit einem gesteigerten Risiko für ein kolorektales Karzinom assoziiert.
Typisch ist das bunte Zellbild mit normalen Kolondrüsen, Einblutungen und fokalen Entzündungsinfiltraten im Stroma sowie kleinen Zysten. Glattmuskuläres Gewebe ist im Gegensatz zu einem Peutz-Jeghers-Polypen im Stroma eines juvenilen Polypen nicht nachweisbar.
Bilder
Abb. 121:
Kolon und Rektum - Lehrtexte
Kolon und Rektum - weitere Kasuistiken
Kolon und Rektum - Literatur
Organpathologie-Atlas