Definition
Zu den Lungenkarzinomen gehören alle maligne epitheliale Tumoren des Lungenparenchyms einschließlich der neuroendeokrinen Karzinome, jedoch nicht die malgnen Mesotheliome der Pleura, Sarkome der Lunge, das pulmonale Blastom oder Metastasen. Man unterscheidet zwei Haupttypen des Lungenkarzinoms: Zum einen das kleinzellige Bronchialkarzinom SCLC, das ca. 20% aller Bronchialkarzinome ausmacht7 und das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom NSCLC1. Letzteres macht in etwa 80% aller Bronchialkarzinome aus139.
Nach der aktuellen Klassifikation der WHO zählen zu den NSCLC folgende histologische Typen: Plattenepithelkarzinome (ca. 30-40%14 aller BC; Tumorverdopplungszeit ca. 300 Tage)13, Adenokarzinome (ca. 45%14 aller BC; Tumorverdopplungszeit ca. 180 Tage)13 und großzellige Karzinome9 (ca. 10%)13.
Kleinzellige Karzinome zählen zu den neuroendokrinen Tumoren. Zu ihnen zählen weiterhin die typischen und atypischen Karzinoide und die großzelligen neuroendokrine Tumoren9. Das SCLC ist charakterisiert durch ein schnelles Wachstum und eine frühe Metastasierung7. Die Tumorverdopplungszeit beträgt nur 10-50 Tage13.Epidemiologie
Lungentumoren zählen in der Europäischen Union (EU) zu den dritthäufigsten maligen Neubildungen3. Sie machen insg. ca. 25% aller Karzinome aus13. Von allen Karzinomerkrankungen versterben weltweit die meisten Patienten am Bronchialkarzinom13. Mittlerweile sind allerdings rückläufige Todesraten zu verzeichnen4. Die regionale Inzidenz variiert dabei mit der Prävalenz der Raucher1. Die Inzidenz von Lungentumoren beträgt in der EU bei 52/100 000 pro Jahr13, die Mortalität bei 48.7/100000 pro Jahr5. In Deutschland muss jährlich mit etwa 45000 Neuerkrankungen gerechnet werden11. Etwa 90% der Tumoren der Lunge sind bei den Männern (und 80% bei Frauen) auf das Rauchen zurückzuführen5. Die Therapie und Prognose hängen wesentlich von der TNM-Ausbreitung ab3. Ca. 20-30% der Patienten präsentieren sich mit einem T1-Tumor3.
- Plattenepithelkarzinom: Das Plattenepithelkarzinom ist neben dem Adenokarzinom der häufigste Lungentumor in den westlichen Industrienationen, und ist am stärksten mit dem Rauchen assoziiert8. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen mit einem Verhältnis zwischen 6,6-15 zu 18. Studien aus den USA weisen jedoch darauf hin, dass die Plattenepithelkarzinome als auch die kleinzelligen und großzelligen Tumoren der Lunge bei Männern rückläufig sind8. Grund ist unter anderem ein Rückgang des Zigarettenkonsums8.
- Adenokarzinom: Das Adenokarzinom tritt am häufigsten in Japan und einigen anderen asiatischen Ländern auf, zeigt aber mittlerweile auch in den westlichen Industrienationen eine steigende Inzidenz8 und ist vieler Orts häufiger als das Plattenepithelkarzinom. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen, das Durchschnittsalter zum Diagnosezeitpunkt ist etwas niedriger als bei den Plattenepithelkarzinomen8.
- Kleinzelliges Bronchialkarzinom: Das kleinzellige Bronchialkarzinom macht ca. 20% aller Lungentumoren aus7. Männer sind bis zu 4mal häufiger betroffen als Frauen8. Es besteht eine starke Assoziation mit dem Konsum von Tabak8. Diese Tumorentität ist dafür bekannt, dass es früh zu regionalen Lymphknoten- und Organmetastasen kommt8.
Ätiologie
Molekularpathologie von Lungenkarzinomen
Genetische Veränderungen umfassen Chromosomenanomalien (Verlust der Heterozygotie) als auch Punktmutationen der dominanten Onko- und Tumorsuppressorgene8. Der Verlust der Funktion einiger Tumorsuppressorgene wird durch DNA-Methylierung vermittelt8.
Unter den vier wichtigsten histologischen Subtypen des Lungenkarzinoms, zeigt das kleinzellige Karzinom am häufigsten allelische Verluste8. Betroffen sind vor allem die Chromosomen 3p und 22q als auch Amplifikation der Onkogene aus der myc-Familie wie N-myc, L-myc und c-myc8. Diese Amplifikationen sind ein wichtiger prognostischer Faktor in SCLC8.
Allel-Verluste der Chromosomen 3p, 13q und 17p bei NSCLC gehen mit einer besseren Prognose einher als Verluste von 2q, 9p, 18q, 22q und spielen eine wichtige Rolle in der Tumorprogression8. Vor allem in Plattenepithelkarzinomen ist die Reihenfolge der histologischen Veränderungen über Dysplasie zum Carcinoma in situ und von dort zum invasiven Karzinom gut etabliert814. Eine Deletion von 3p kann hier nicht nur in Karzinomen, sondern auch schon in dysplastischen und hyperplastischen Läsionen festgestellt werden8.
In frühen Stadien von Adenokarzinomen finden sich bereits Deletionen von 5q, 9p, 11q und 13q, im Verlauf der malignen Progression kommen 3p, 17p, 18q und 22q hinzu8. Genetische Veränderungen einschließlich Punktmutationen der dominante Onkogene wie das ras-Gen und Punktmutationen von Tumorsuppressorgenen wie p53, das Retinoblastom (RB)- und das p16-Gen sind gut untersucht8. Die Punktmutation des p53-Gens ist ein wichtiger prognostischer Faktor des Adenokarzinoms8.
Die Molekularpathologie als auch die Immunhistochemie auf molekularer Basis sind insofern von Bedeutung, da sie neben der Diagnose der einzelnen Tumorentitäten, auch den Malignitätsgrad, das metastatische Potential und die Vorhersage des therapeutischen Ansprechens ermöglichen8.
Klassifikation der Bronchialkarzinome4, eine Übersicht
Klasse | Prävalenz (%) | Subtypen |
---|---|---|
Adenokarzinome | 40 | Lepidische, Azinäre, papilläre, mikropapilläre und solide Tumore mit Schleimbildung als auch gemischtzellige Tumoren |
Plattenepithelkarzinome | 25 | - |
Großzellige Tumoren | 10 | Großzellige neuroendokrine Tumoren, basaloide, lymphoepitheliale und Großzellige Tumoren mit rhabdoiden Phänotyp |
SCLC | 20 | entweder als reine SCLC oder gemischt mit NSCLC auftretend |
Adenosquämose Tumoren | <5 | - |
Karzinoide | <5 | - |
Tumoren von den Bronchialdrüsen ausgehend | <5 | - |
Bei einem Patienten mit Lungenkrebs, ist die histologische Differenzierung zwischen
SCLC und NSCLC von größter Bedeutung, da beide Entitäten unterschiedlich radikal therapiert werden24. Nach geltender Diktion gilt ausschließlich die Histologie, nicht aber die Immunhistologie für die Einordnung von NSCLCs als Adeno- bzw. Plattenepithelkarzinom. Die Unterscheidung zwischen SCLC und NSCLC via Sputumzytologie, TTNA Zytologie, und Bronchoskopie (mit BAL , Bürstenabstrich und Zytologie) sind allesamt sehr zuverlässig2. Verschiedene Studien zeigen eine Genauigkeit in der Differenzierung von SCLC vs. NSCLC von 0,982.
Adenokarzinome Klassifikation (IASLC/ATS/ERS)
AIS / MIA müssen komplett aufgearbeitet werden.
Die bis dato publizierten Studien beziehen sich auf Tumoren ≤2 cm bzw. ≤3 cm, daher ist nicht bekannt wie sich Tumoren, die >3 cm sind und die entsprechenden histomorphologischen Charakteristika aufweisen, verhalten.
In der Biopsie ist die Unterscheidung zwischen AIS / MIA nicht möglich.
AAH, AIS und MIA bilden ein Kontinuum verwandter Läsionen. Da alle Läsionen (bei Fehlen von Multifokalität!) mit einem nahezu 100% krankheitsspezifischen Überleben verknüpft sind, ist die Einordnung nicht kritisch. Kritisch hingegen ist die Abgrenzung zu „invasiven“ Adenokarzinomen, daher müssen diese Läsionen in toto aufgearbeitet werden.
Muzinöse Läsionen sind in diesem Spektrum (in unserem Einsendegut) so gut wie nicht existent.
Adenokarzinome
Histologische Charakteristika der Adenokarzinome: Drüsen-/Schleimbildung (5 Muzin-positive Tumorzellen/HPF in 2 benachbarten HPF), häufig exzentrische Zellkerne. „Reine Typen“ sind selten (7,5%). Wenn sie anzutreffen sind, dann findet sich meist ein azinäres oder solides Wachstumsmuster. Der prädominante Anteil wird in der Diagnose angegeben.
Seltene Sonderformen
Die muzinösen Neoplasien wurden in toto umklassifiziert, muzinöse BAC sind nahezu abgeschafft. Klarzellige und siegelringzellige Adenokarzinome ebenfalls wurden abgeschafft.
Mit den enterischen Adenokarzinomen wurde eine neue „Entität“ geschaffen.
Plattenepithelkarzinome | |
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Makroskopie | Mindestens 50% aller Plattenepithelkarzinome entstehen in den großen Bronchien (Haupt oder Segmentbronchus)48. Der Tumor zeigt sowohl endobronchiales als auch invasives Wachstum ins peribronchiale Weichgewebe, Lungenparenchym, und in die benachbarten Lymphknoten; eine Kompression der Pulmonalgefäße kann resultieren8. Bei großen Tumoren kommt es oft zu ausgedehnten Koagulationsnekrosen und in manchen Fällen auch zur Kavernenbildung814. Das endobronchiale Tumorwachstum führt oft zu sekundären Veränderungen in der distalen Lunge, wie Sektretretention, Bronchiektasen Atelektasen, Lipid- und Broncho- und Retentionspneumonien8. Plattenepithelkarzinome peripheren Ursprungs sind meist knotig konfiguriert mit gut definierten Zellgrenzen8. Sie lassen sich grob in die 2 folgenden Typen unterteilen: 1. Tumoren mit zentraler oder subpleuraler Fibrose und Anthrakose, mit bevorzugtem Wachstum in die Alveolarräume und 2. Tumoren ohne Narbenbildung, bei denen auf der Schnittfläche keine anthrakotischen Pigmente bzw. nur spärliche Mengen erkennbar sind8. |
Histologie | Das pulmonale Plattenepithelkarzinom stellt laut WHO-Klassifikation einen malignen epithelialen Tumor mit zellulären Atypien14, Verhornungszeichen (wirbelartige und zwiebelschalenähnliche Hornperlen14 ) und/oder Nachweis von Interzellularbrücken dar, der sich vom Bronchialepithel ableitet8. Die Zellen haben meist eine polygonale Form und sind in einem faserigen Stroma eingebettet8. Sie sind die einzigen Lungentumoren, die sich über bronchiale Präneoplasien (Schleimhautdysplasien mit zellulären Atypien/Carcinoma in situ entlang der Bronchien) entwickeln und der Metastasierung vorausgehen8914. Die Tumoren zeigen damit unterschiedliche Differenzierungsgrade14. Plattenepithelkarzinome können papilläre, klarzellige, kleinzellige, und basaloide Wachstumsmuster aufzeigen8. Die papillären Tumoren gehen gehäuft mit einem endobronchialen, exophytischen Wachstum einher8. Die kleinzellige Variante kann von einem SCLC durch eine plattenepitheliale Komponente und die morphologischen Merkmale der kleinen Tumorzellen, die den nuklearen Eigenschaften eines NSCLC entsprechen, abgegrenzt werden8. Die basaloide Variante zeigt eine Palisadenbildung der Zellkerne am Rand der Tumorzellnester8. |
Anmerkung | Die Metastasierung erfolgt in der Regel später im Krankheitsverlauf als bei den Adenokarzinomen4. |
Abb. 550: Basaloides Plattenepithelkarzinom
Großzelliges Karzinom | |
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Die Tumoren entstehen häufig in der Peripherie der Lunge, und können bei ausbleibender Therapie in die Brustwand einwachsen8. Sie bilden eine sphärische Struktur mit klar definierten Grenzen, und haben eine fleischig, homogene und sarkomatöse Schnittfläche8. Einige großzellige Karzinome ähneln schlecht differenzierten Adeno- oder Plattenepithelkarzinomen8. | |
Histologie | Charakteristisch sind Nester von polygonalen Zellen mit großen Zellkernen, prominenten Nukeolen, nur mäßiggradiger Zytoplasmaentwicklung14 und wenig fibrovaskulären Stroma. Karzinome, die mit starker Muzinproduktion einhergehen, werden nach den WHO-Kriterien als Adenokarzinome klassifiziert, alle anderen als großzellige Tumoren. |
Anmerkung | Diese Entität umfass alle undifferenzierten epitheliale Tumoren der Lunge, in denen eindeutig kleinzellige und plattenepitheliale Komponenten fehlen14. Großzellige Karzinome müssen von denen mit endokriner Differenzierung abgegrenzt werden. Weitere Varianten umfassen basaloide Karzinome, lymphoepitheliom-ähnliche Karzinome, klarzellige und großzellige Karzinome mit rhabdoidem Phänotyp, die alle jedoch selten sind814. |
Abb. 551: Großzelliges Karzinom
Neuroendokrine Tumoren der Lunge
Die neuroendokrinen Tumoren der Lunge entstehen aus den Kulchitzky Zellen der Bronchialmukosa10. Sobald die Diagnose eines neuroendokrinen Tumors gefallen ist, ist es von besonderer Wichtigkeit diesen weiter zu klassifizieren910:
Neurokrine Klassifizierung | Mitosen | Nekrosen | Histologie | Immunhistochemie | Lokalisation/Makroskopie |
---|---|---|---|---|---|
Typische Karzinoidtumoren/low grade neuroendokrine Karzinome | 0-1 pro 2 mm² | keine Nekrosen | solide Zellnester, Rosetten, Trabekelbildung | Chromogranin pos. | mind. 5mm großer11 zentral gelegener Tumor10 |
Atypische Karzinoidtumoren/low grade neuroendokrine Karzinome | 2-10 mm² | Nekrosen | solide Zellnester, Rosetten, Trabekelbildung, erhöhte Zellpleomorphie10 | Chromogranin pos. | peripher gelegen10 |
Großzellige neuroendokrine Tumoren | viele Mitosen (>30 mm²) | ausgedehnte nekrotische Areale | ähnliche Zellformation wie bei den Karzioidtumoren, daneben noch Pallisadenstellung der Tumorzellen11, polygonale , große Zellen mit großen Zellkernen(25-35μm), Nukleoli und feingranuliertem eosinophilen Zytoplasma10 | Chromogranin, Synaptophysin und andere neuroendokrine Marker ( NCAM = CD56) pos. in mehr als 25% der Fälle | meist peripher gelegen10 |
Kleinzellige neuroendokrine Tumoren | viele Mitosen | organoides Wachstum, kleine (zwischen 5-8μm große14) runde, polygonale oder spindelförmige11 Zellen, die Haferkörner ähneln („oat cell carcinoma“)13, die Zellen wenig kohäsiv14, hyperchromatische Zellkerne8, wenig Zytoplasma, das Stroma ist zart und gefäßreich, charakteristisch sind Quetschartefakte14 selten findet sich eine Lymphozyteninfiltration8. | Chromogranin, Synaptophysin und TTF-1 positiv | 90-95% der Tumoren sind zentral (perihilär11 ) gelegen10, manschettenartige intrapulmonale Ausbreitung innerhalb der bronchialen Submukosa11. Periphere Tumoren zeigen ein solides knotiges Wachstum mit gut definierten Grenzen und einer fleischigen medullären Schnittfläche8. |
Abb. 552: SCLC, erkennbar sind locker verteilte kleine Tumorzellen mit wenig Zytoplasma.
Besonderheiten:
Bei neuroendokrinen Tumoren kann es zu Kalzifikationen kommen10. Weiterhin sind die Tumoren gut vaskularisiert10. Die kleinzelligen Tumoren sind sehr aggressiv und zeigen bei Diagnosestellung häufig schon ein fortgeschrittenes Stadium, gehen mit einer massiven mediastinalen Infiltration einher, setzen extrem früh extrathorakale Metastasen und führen zu einem paraneoplastischen Syndrom4.
Die großzelligen Tumoren sind zumeist schlechter differenziert und setzen früh Metastasen4.
Die aktuelle WHO-Klassifikation weist außerdem darauf hin, dass in 10-20% der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome immunhistochemisch eine neuroendokrine Differenzierung nachzuweisen ist, ohne dass diese Tumoren eine „neuroendokrine Morphologie“ aufweisen11. Das kleinzellige Karzinom bildet häufig Amin- und Peptidhormone wie ACTH, ADH, Calcitonin und Serotonin und geht mit einem Cushing-Syndrom oder Schwartz-Bartter-Syndrom einher8.
Sonderformen von Bronchialkarzinomen
Immunhistochemie
Die Immunhistochemie spielt in der Diagnostik der Bronchialkarzinome eine wichtige Rolle9. Mit ihrer Hilfe ist eine diagnostische und prognostische Aussage möglich9. Zum Einsatz kommen folgende Marker9:
Epitheliale Marker9 | Charakteristika |
---|---|
Zytokreratin AE1/AE3 | Marker für Adenokarzinome, Anfärbung des Zytoplasmas9 |
CK7 | Marker für primäre pulmonale Adenokarzinome8, Anfärbung des Zytoplasmas9 |
CK20 | Marker für den GI-Trakt, mit dessen Hilfe lassen sich primäre Bronchialkarzinome (CK20 neg.) von Lungenmetastasen mit Primarius aus dem GI-Trakt (CK20 pos.) unterscheiden89. Gleiches gilt für Thyreoglobulin (Ausschluss SD-Karzinom Metastasen), PSA (Ausschluss von Prostata-CA Metastasen) Estrogen und Progesteron (Ausschluss von Mamma-CA Metastasen) und CA125 (Ausschluss von Metastasen eines Ovarialtumors)9 |
CK5/6 | Marker für Plattenepithelkarzinome9 |
Zytokeratin 34ßE12/35ßH11 | Marker für Plattenepithelkarzinome9 |
Surfactant Apoprotein | Dieser Marker findet sich hauptsächlich im Zytoplasma der Typ-II-Alveolarepithelzellen8. Es werden die folgenden vier Subtypen: SPA, SPB, SPC und SPD unterschieden8. Der monoklonale Antikörper PE-10 ist ein spezifischer Antikörper gegen SPA, und reagiert positiv mit Typ-II-Alveolarepithelzellen und Tumoren vom Clarazelltyp8. SPC hingegen reagiert nur spezifisch auf Typ-II-Alveolarepithelzellen, nicht aber in Clara-Zellen oder andere Epithelzellen der Lunge8. |
LEU-7 (CD57) | LEU-7 ist bekannt für seine Reaktion mit natürlichen Killerzellen und findet als Marker für die (APUD)-Zellen Verwendung8. Sowohl gut bis mäßig differenzierte Adenokarzinome als auch SCLC zeigten eine positive Reaktion8. Plattenepithelkarzinome reagieren hingegen sehr selten positiv8. |
CEA | CEA ist ein Glykoprotein in der Glykokalyx embryonaler endodermaler Zellen8. Es ist ein nützlicher Marker in Bezug auf die maligne Progression einzelner Tumoren8. Positive Reaktionen finden sich bei invasiven Bronchioloalveolarkarzinom vom Typ-II-Alveolarepithelzellen und / oder Clara-Zelltyp8. Eine erhöhte Färbeintensität korreliert mit einer Zunahme von Atypien8. |
Neuroendokrine Marker9 | _. |
---|---|
Chromogranin A | Chromogranin A ist ein Strukturprotein der neuroendokrinen Granula in den Tumorzellen des kleinzelligen Karzinoms, in Karzinoiden und anderen Tumoren mit neuroendokriner Differenzierung8. Es färbt das Zytoplasma der Tumorzellen9 |
Synaptophysin | Anfärbung des Zytoplasmas9 |
TTF-1(Thyroid transcription factor-1) | TTF-1 ist ein Transkriptionsprotein, das von Schilddrüsen- und Lungenepithelien exprimiert wird8. Es färbt die Zellkerne an9. |
p53 | Anfärbung der Zellkerne |
CD56 | Dieser Antikörper detektiert fast alle Tumorzellen eines SCLC, aber auch großzellige neuroendokrine Tumoren8 |
AADC | Eine positive Reaktion findet sich in Kulchitsky Zellen der Bronchien, in Karzinoiden, und in kleinzelligen Bronchialkarzinom8. |
ZIP-codes are 5- or 9-digit codes |
Mesenchymale Marker9 | _. |
---|---|
LCA(Leucocyte common antigene | Anfärbung des Zytoplasmas9 |
SMA | Anfärbung des Zytoplasmas9 |
Vimentin | Vimentin ist ein guter Marker zur Detektion von Mesotheliomen und bei Bronchialkarzinomen i.d.R. negativ8. In seltenen Fällen kann es von Adenokarzinomen und großzelligen Karzinomem exprimiert werden8. |
Weitere biologische Marker
Metastasierung und Rezidivrate
Die häufigsten Lokalisationen für Metastasen der Bronchialkarzinome umfassen in absteigender Reihenfolge das Gehirn, die Knochen, die Leber und die Nebennieren3. Aber auch die LK und das Rückenmark können betroffen sein4.
Ca. 30-50% der Patienten erhalten nach erfolgreicher operativer Therapie ein Rezidiv, die meisten Patienten (90%) innerhalb der ersten 2 Jahre3. Dabei ist die Rezidivrate für T4 Tumoren und N2 Status am höchsten3. Rezidive können lokoregional (20-40%), in der Ferne (66-74%) oder gemischt (9-14%) in Erscheinung treten3.
Klinik
Bei ca. 10% der asymptomatischen Patienten wird das Tumorwachstum durch eine zufällige Bildgebung (meist Röntgen Thorax) diagnostiziert4. Die meisten Patienten werden jedoch mit Symptomen vorstellig4.
Thorakale Beschwerden, Husten, Dyspnoe und Hämoptysen sind häufig auftretende Symptome im Rahmen eines Bronchialkarzinoms413. Husten tritt bei bis zu 75 Prozent der Patienten auf, Ursache ist meist eine endobronchiale Raumforderung oder eine postobstruktive Lungenentzündung4. Zur Dyspnoe kommt es bei bis zu 60 Prozent der Patienten, und kann durch den tumorbedingten Verschluss des Bronchialsystems bedingt sein4. Intermittierende schmerzende Beschwerden in der Brust treten bei etwa 50 Prozent auf, Hämoptysen bei bis zu 35 Prozent aller Patienten4. Obwohl die akute Bronchitis ist die häufigste Ursache für Hämoptysen darstellt, sollte bei allen Patienten, die älter als 40 Jahre sind, ein Lungentumor ausgeschlossen werden4.
40% der Patienten mit Lungenkrebs präsentieren sich mit Symptomen der intrathorakalen Ausdehnung (direkte intrathorakale Tumorausbreitung, lymphatische Ausbreitung)4, ein weiterer Teil mit einem Lungengrenzen überschreitenden Wachstum. Heiserkeit Aufgrund einer N. recurrens Parese tritt in 2 bis 18% der Fälle auf4. Eine Phrenikusparese kann bei Atemnot mit einem einseitig erhöhten Zwerchfellstand radiologisch gesichert werden4. Der Pancoast-Tumor imponiert durch ein Horner-Syndrom4. Die Brustwandinfiltration präsentiert sich oft mit persistenten, pleuritischen Schmerzen4. Pleuraergüsse können mit Dyspnoe, einem verminderten Atemgeräusch, und Klopfschalldämpfung einhergehen4. Die Obstruktion des Ösophagus kann eine Dysphagie verursachen4. Die obere Einflussstauung kennzeichnet sich durch Schwellung im Gesicht und erweiterte Venen auf dem Oberkörper, der Schultern und der Arme4 und kann sich aufgrund vergrößerter Lymphkotenpakete entwickeln. Obgleich sich eine perikardiale Beteiligung häufig im Rahmen von Autopsien findet, präsentieren sich jedoch nur selten Patienten mit einem symptomatischen Perikarderguss oder -tamponade4.
Fast ein Drittel aller Patienten mit Lungenkrebs präsentieren sich mit Anzeichen und Symptomen von extrathorakalem Wachstum4. Unspezifische Symptome umfassen Schwäche und Gewichtsverlust4. Knochenmetastasen präsentieren sich häufig mit Schmerzen, Frakturen, oder einer erhöhten alkalischen Phosphatase im Labor4. Häufig sind die langen Röhrenknochen oder die Wirbelkörper betroffen4. Tastbare Lymphknoten, insbesondere in der supraklavikulären Grube sind Zeichen einer Fernmetastasierung4. Ca. 10% der Patienten werden mit Hirnmetastasen vorstellig4. Leitsymptome umfassen hier Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, fokale neurologische Defizite, Krampfanfälle, Verwirrung und Persönlichkeitsveränderungen4. Trotz häufiger Leberbeteiligung findet sich eine Erhöhung der Transaminasen im Labor nur relativ selten4.
Rund 10 Prozent der Patienten entwickeln systemische Symptome wie z.B.: das paraneoplastische Syndrom4. Dies wird durch die Freisetzung bioaktiver Substanzen durch den Tumor verursacht bzw. stellt eine Reaktion auf die Tumorprodukte dar4. Die Symptome können der Diagnose vorausgehen, erscheinen aber in der Regel erst spät im Krankheitsverlauf, oder im Rahmen von Rezidiven4. Endokrine Symptome umfassen Hyperkalziämie, Syndrom der inadäquaten ADH Sekretion4, Cushing-Syndrom und Hypoglykämie13. Daneben kann es zu einer hypertrophen pulmonalen Osteoarthropathie (Pierre-Marie-Bamberger-Syndrom) mit Trommelschlägelfingern, Uhrglasnägel und Gelenkschmerzen in Knöcheln, Knien und Händen kommen413. Aber auch das Lambert-Eaton-Syndrom, eine myasthenische periphere Neuropathie und eine kortikale zerebelläre Degeneration können auftreten4. Zusätzlich können sich eine Polymyositis und Dermatomyositis als auch eine Thrombozytose (1/3 der Pat.) und Thromboseneigung entwickeln13.
Diagnostik
Umfelddiagnostik:
Präoperative Funktionsdiagnostik
Diese sollte vor eingreifenden diagnostischen und therapeutischen Schritten stehen, denn bei schlechter Lungenfunktion verbietet sich von vornherein eine Lungenteilresektion (funktionelle Inoperabilität)13 aufgrund erhöhter OP-Komplikationen4. Durchzuführen ist neben einer Lungenfunktion (mit Fokus auf das FEV₁) die Bestimmung der CO-Diffusion (DLCO) in der Lunge4. Diese Messungen sind ein hilfreicher Indikator zur Einschätzung der Morbidität und Mortalität bei operablen Patienten4. Patienten mit einem FEV₁ oder DLCO Wert von weniger als 80% müssen sich weiteren diagnostischen Untersuchungen unterziehen4. Hierzu zählen die Berechnung der postoperativen pulmonalen Reserve (mit Ventilations- und Perfusionsszintigramm), ein Herz-Lungen-Belastungstest (Spirometrie mit VO₂max Messung, welche > als 25ml/Min/kg betragen sollte13) und eine arteriellen BGA [4]. Patienten mit einem postoperativen FEV₁ oder DLCO Wert von weniger als 40 Prozent und einem VO₂max-Wert von weniger als 10 ml pro kg pro Minute oder einem SaO₂-Wert von weniger als 90 Prozent haben ein erhöhtes Risiko einen perioperativen Tod oder Komplikationen zu erleiden4.
Differentialdiagnose
Therapie
Prognose
Die 5-Jahres-Überlebensrate bei den NSCLC liegt bei ca. 15%14. Die Erkrankung kann bei Patienten mit Langzeitüberleben (>5 Jahre) auch noch bis zu 10 Jahre nach der Diagnose wiederkehren1. Diese Patienten sind weiterhin extrem anfällig (10-fach höheres Risiko als andere erwachsene Raucher) für die Entwicklung neuer Tumoren im Thorax und Bronchialsystem als auch für andere Tumoren im Kopf Hals Bereich1. Ca. 30-40% der Patienten im Stadium 1A (T1, N0, M0) versterben am fortschreitenden Tumorwachstum9.
Faktoren, die sich als prognostische Marker bei Lungenkrebs entwickelt haben umfassen:
Beim SCLC beträgt bei Patienten mit limited disease die 5-Jahres-Überlebensrate nach Radiochemotherapie 12-17%, das mediane Überleben hingegen nur 23 Monate7. Ca. 30% aller Patienten präsentieren sich mit einer limited disease7. Bei Pat. mit extensive disease beträgt die 5-Jahres Überlebensrate hingegen nur 2%7. Unbehandelte kleinzellige Lungenkarzinome weisen mit einer mittleren Überlebenszeit von weniger als 3 Monaten und einer nahezu 100%igen Letalität innerhalb des ersten Jahres nach Diagnosestellung eine äußerst ungünstige Prognose auf11.
Vorsorge/Screening
Viele Studien haben Screening-Methoden (Sputumzytogie, Röntgen-Thorax-Aufnahmen und low-dose-CT) untersucht, aber keine konnte zeigen, dass sich durch Screening das Überleben von Patienten mit Bronchialkarzinomen verbessert4. Aus diesem Grund gibt es bis dato keine Vorsorgeuntersuchung für Lungenkrebs4.
Nachsorge
Eine Nachsorge sollte bei allen Patienten in den ersten zwei Jahren im Abstand von 3-6 Monaten erfolgen (Anamnese und körperliche Untersuchung), danach alle 6-12 Monate5. In diesen Abständen hat auch eine Bildgebung zu erfolgen5.
Weiterführende Literatur
Pathophysiologie und Molekulardiagnostik beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom
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Bilder
Abb. 550: Basaloides Plattenepithelkarzinom
Abb. 551: Großzelliges Karzinom
Abb. 552: SCLC(Small cell lung cancer), erkennbar sind locker verteilte kleine Tumorzellen mit wenig Zytoplasma.
Respirationstrakt - Tumor - weitere Lehrtexte
Respirationstrakt - Tumor - Kasuistiken
Organpathologie-Atlas
Weiterführende Literatur