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67-jährige Patientin mit Lymphknotenvergrößerung



Anamnese
Eien 67-jährige Patientin berichtet über Lymphknotenvergrößerungen links zervikal, supraklavikulär und inguinal bds. sowie an den Oberschenkelinnenseiten bds., die sie seit ca. einem halben Jahr bemerkt. Sonst sei sie beschwerdefrei, ohne B-Symptome, keine Infekt- oder Blutungsneigung. Eine Mammographie war unauffällig.

Körperlicher Untersuchungsbefund
67-jährige Patientin in gutem AZ und EZ, Körpergewicht mit 75 kg stabil, Kopf und Hals o.B., Mundschleimhaut reizlos, retroaurikulär links ein 0,5 cm durchmessender, supraklavikulär links ein ca. 1 cm durchmessender und inguinal bds. sowie an beiden Oberschenkelinnenseiten mehrere bis ca. 2 cm durchmessende, gut verschiebliche Lymphknoten palpabel. Wirbelsäule und Nierenlager nicht klopfdolent.

Labor:

Parameter Werte Normbereich Einheit
CRP 9,0 bis 5 mg/l
INR 1,43 bis 1,2 %
Eosinophile 1,8 2-4 %
ANA (IFT) 1:160 bis 1:80 Titer
Ges.Eiweiß 81,2 60-80 g/l
Quick 49,6 70-125 %
CA 15-3 31,9 bis 25 U/ml
sCD25 1336 bis 900 U/l

Röntgen Thorax in 2 Ebenen
Grenzgradige Herzgröße, keine relevanten Stauungszeichen, kein Erguss, kein Infiltrat. Trachea mittelständig, nicht eingeengt. Regelrechter Gefäßbefund. Prominenter Hilus rechts.

 

Welche Diagnose läßt sich aus der Lymphknotenbiopsie stellen?

Diagnose
Lymphknoten mit Infiltraten eines indolenten Non-Hodgkin-Lymphoms der B-Zell-Reihe, speziell eines follikulär gewachsenen follikulären Lymphoms (Grad 2 nach WHO).

Mikroskopie
Histologisch erkennt man Lymphknotengewebe mit aufgehobener Grundarchitektur und ausgedehnten knotigen Infiltraten, die aus Zentrozyten und vereinzelten Zentroblasten bestehen. Kein Nachweis von Mantelzonen. Kein Nachweis von Sternhimmelmakrophagen.

Immunhistochemie
Die Tumorzellen exprimieren kräftig CD20, CD10 und bcl2. CD23 markiert ausgeprägte Netze von dendritischen Zellen innerhalb der knotigen Infiltrate. In der CD5-Färbung erkennt man lediglich reaktive T-Zellen. CyclinD1 ist nicht exprimiert. Die Proliferation ist gering und liegt bei ca. 10% von Zellen innerhalb der knotigen Infiltrate. In der Giemsa-Färbung findet man 8 Zentroblasten/HPF.

Virtuelle Mikroskopie der Lk-Biopsie

Lk-Biopsie mit Infiltration durch follikuläres Lymphom; Giemsa-Färbung
Versuchen Sie hier die Zentroblasten zu zählen um diesen Tumor zu graden!

 

Diagnostische Kriterien

  • gestörte Lymphknotenarchitektur
  • Knotige Infiltrate aus Keimzentrumszellen (Zentrozyten und Zentroblasten)
  • Unterschied zur reaktiven follikulären Hyperplasie: keine Kerntrümmermakrophagen, Expresion des BCL2 wegen Translokation 14;18
  • Grading erflogt nach Anzahl von Zentroblasten / HPF : je höher der Anteil an Zentroblasten, desto aggressiver der Tumor,
  • Tumorzellen exprimieren B-Zell Antigene (CD20, CD79), Keimzentrumsmarker (CD10 und BCL6) und BCL2.
  • BCL2 ist gut um neoplastische von reaktiven Follikeln zu unterscheiden, aber ca 10% von follikulären Lymphome sind negativ für BCL2!

Procedere
Zum Staging erfolgte eine Knochenmarksstanzbiopsie.

Virtuelle Mikroskopie der Knochenmarksstanzbiopsie

KM-Biopsie mit Infiltration durch follikuläres Lymphom; HE-Färbung
Hier ist es nicht so einfach das Lymphominfiltrat zu finden.

 

KM-Biopsie mit Infiltration durch follikuläres Lymphom; CD20-Färbung
Immunofärbung für CD20 macht die Lymhominfitration im KM deutlich erkennbar.

 

Histologische Diagnose der Knochenmarksstanzbiopsie: Knochenmarksinfiltration durch follikuläres Lymphoms.

Mikroskopie
Ein Knochenmarksstanzbiopsiezylinder mit gut beurteilbaren Markräumen und lamellär gebauten spongiösen Knochentrabekeln mit leichten Kaliberschwankungen, ohne aktive pathologische Umbauvorgänge. Innerhalb des integral zu gut 60 bis fokal 70% verfetteten, altersentsprechend annähernd normozellulären Knochenmarks sieht man regulär ausreifende granulo-, erythro- und megakaryopoetische Zellen in weitgehend regelrechtem relativem quantitativem Verhältnis. Ferner sieht man vereinzelte kleine, Trabekel-assoziiert gelegene lymphoidzellige Infiltratherde.

Immunhistochemie
Die lymphoidzellige Infiltratherde bestehen aus CD20-positiver B-Zellen, mit kräftiger Koexpression von CD10 und unterschiedlich starker Koexpression von bcl-6. Anteil der B-zellulären Infiltrate der erfassten Gesamtmarkraumfläche: ca. 5%.

Diagnostische Kriterien / Kommentare

  • Trabekel-assozierte lage von Lymphozytären Infiltraten ist Lymphomsuspekt und sollten weiter Immunohistochemisch abgeklärt werden
  • Hier liegt ein klassisches Immunophenotyp des follikulären Lymphoms vor: CD20+ , CD10+ und BCL6+
  • Knochenmarksinfiltration bei Lymphom ist ein Kriterium für Stadium IV und daher ist von prognostischen und therapeutischen Bedeutung

Zusammenfassende klinische Hauptdiagnose: Follikuläres Lymphom, WHO Grad II, Stadium IV A (Knochenmark)

Therapie
t.b.d.

Bearbeiter: Janina Wolf
Letzte Änderung: 3.06.2018

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