Morphologie
- charakteristisch: große einkernige Hodgkin- und mehrkernige Reed-Sternberg-Zellen
- Reed-Sternberg-Zellen besitzen mindestens zwei große prominente Nukleolen, die sog. „Eulenaugen-Zellen“, und ein basophiles Zytoplasma
- die RS-Zellen müssen mindestens zwei Nukleoli in zwei separaten Membranen aufweisen, da die mononukleäre Variante als Hodgkin-Zellen bezeichnet werden
- dazu gehört das entzündliche Begleitinfiltrat: Lymphozyten, Plasmazellen, Makrophagen, Epitheloidzellen, neutrophile und eosinophile Granulozyten
- die verschiedenen Subtypen des Hodgkin Lymphoms werden bestimmt durch:
- die Anzahl von Hodgkin- und Reed-Sternberg-Zellen (i.d.R. 0.1-10%)
- die Zusammensetzung des begleitenden Zellinfiltrats
- das Wachstumsmuster
Klinik
Das Hodgkin-Lymphom befällt primär Lymphknoten und breitet sich von dort über verschiedene LK-Stationen aus. Es kommt daher oft zu prominenten, nicht druckdolenten LK-Schwellungen (Halsbereich 60%). Von einer „B-Symptomatik“ spricht man bei Leistungsabfall, Juckreiz, „Alkoholschmerz“ (Schmerz in betroffenen LK nach Alkoholkonsum). Sekundär befallen werden meist die Milz, das Knochenmark und die Leber (klinisch: Hepatosplenomegalie). Die Prognose ist stadienabhängig, bei den aktuellen Therapiemöglichkeiten können allerdings 95% der Patienten in eine komplette Remission gebracht und ca. 90% langfristig geheilt werden.
Die Stadieneinteilung erfolgt nach Ann Arbor, wobei die Lokalisation (ober- oder unterhalb oder beidseits des Zwerchfells) eine wichtige Rolle spielt:
- Stadium 1: Befall einer LK-Region oder extralymphat. Region
- Stadium 2: Befall von zwei benachbarten LK-Regionen auf einer Seite des Zwerchfells, zusätzlicher Befall einer extralymphat. Region
- Stadium 3: Befall von LK-Regionen oder extralymphat. Lokalisat. ober- und unterhalb des Zwerchfells
- Stadium 4: disseminierter extralymphat. Befall mit oder ohne LK
Differentialdiagnose:
- CLL
- Follikuläres Keimzentrumslymphom
- Multiples Myelom
- DLBCL = diffuses großzelliges B-Zell-NHL
- Mantelzell-Lymphom
- CLL
- wird meistens erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt
- charakteristisch: periphere LK-Schwellungen, diffuser KM-Befall, leukämisches BB
- durch KM-Befall kommt es zu Anämie, Thrombozytopenie, Leukozytopenie mit Leistungsminderung, Blutungsneigung und Infektanfälligkeit
- follikuläres Keimzentrumslymphom
- häufigster NHL-Typ, meist erst fortgeschritten bemerkt
- bei ca. 1/3 KM-Infiltration
- vergrößerte periphere und zentrale LK und Milz
- selten leukämisches Bild oder B-Symptomatik, außer LK-Vergrößerung sind Pat. eher asymptomatisch
- Multiples Myelom
- intensive Knochenschmerzen, pathologische Frakturen
- DLBCL = diffuses großzelliges B-Zell-NHL
- Patienten präsentieren typischerweise eine sich schnell vergrößernde Masse, nodal oder extranodal
- Klinik: das zentroblastische Lymphom ist in seiner Prognose günstiger als das immunoblastische Lymphom
- Mantelzell-Lymphom
- wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, wenn das KM bereits beteiligt ist
- ca. die Hälfte der Patienten zeigt eine B-Symptomatik
- Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie mit oft massiver Splenomegalie
- unter den niedrig-malignen Lymphomen hat es die ungünstigste Prognose
- eine Heilung ist durch konventionelle RChT nicht möglich
II. Morphologie
Morphologie der DD
- Follikuläres Keimzentrumslymphom
- neoplastische Proliferation der Keimzentrumszellen (Zentrozyten, Zentroblasten)
- gleichzeitiges Vorkommen von nichtneoplastischen follikulären dendritischen Zellen und T-Zellen
- Lymphom imitiert Keimzentren
- neoplastische Follikel sind dicht gepackt ohne Mantelzonen
- sind Blasten in dichteren Herden angeordnet, kann dies einen Übergang zu Grad III bedeuten
- Multiples Myelom
- im peripheren Blut: in fortgeschrittenen Stadien Anämie oder Panzytopenie
- KM: Infiltration durch neoplastische Plasmazellen, morphologische Ähnlichkeit zu reifen Plasmazellen; große Ansammlungen im Gegensatz zu reaktivem Geschehen (5-6 Zellen um die Arteriolen)
- KM: Verdachtsdiagnose, wenn die tumuröse Masse an Plasmazellen bereits KM verdrängt, ab 30% Verdrängung ist die Diagnose wahrscheinlich
- Knochen: ausgeprägte Veränderungen mit Resorptionslakunen und Aktivierung der Osteoklasten
- DLBCL = diffus großzelliges B-Zell-NHL
- Sammelbegriff für mehrere morphologische Varianten (zentroblastisch, immunoblastisch, anaplastisch, T-Zell-/Histiozytenreich)
- zerstört diffus die Architektur der nodalen oder extranodalen Struktur
- das perinodale Gewebe wird oft infiltriert; gelegentlich lassen sich breite oder feine sklerosierte Bänder beobachten
- das DLCBL besteht aus großen, transformierten lymphatischen Zellen, die in verschiedene morphologische Varianten eingeteilt werden können, wobei das Zentroblastische Lymphom am häufigsten vorkommt
- Zentroblastisches Lymphom:
- Ursprungspopulation: Zentroblasten des Keimzentrums
- diffuse Infiltration der Lymphknoten durch Zentroblasten
- Zentroblasten: helle, rundliche Kerne; 2-3 meist randständige Nukleolen
- Tumorzellen tragen B-Zell-Antigene CD20 und CD79a
- bei ca. 1/3 der Fälle liegt die charakteristische Translokation t(14;18) vor
- Immunoblastisches Lymphom
- homogene Infiltrate aus Immunoblasten, nur wenige Zentroblasten
- Ursprungspopulation: extrafollikuläre B-Blasten
- Immunoblasten: große Zellen, rundlich-ovaler Kern, solitärer und zentraler Nukleolus, breites basophiles Zytoplasma
- Immunoblasten produzieren zytoplasmatische Immunglobuline; sekundäre immunoblastische Lymphome sind überwiegend CD5-positiv; keine spezifische chromosomale Veränderung
- Klinik: das zentroblastische Lymphom ist in seiner Prognose günstiger als das immunoblastische Lymphom
- Mantelzell-Lymphom
- knotige oder diffuse Infiltrate durch zentrozytenähnliche Zellen ohne Nachweis von Blasten
- Ursprungsort der Tumorzellen ist der Follikelmantel
- die Zellen sind mittelgroß mit unregelmäßig geformtem Kern, der Zytoplasmasaum ist schmal und oft nicht erkennbar
- im Gegensatz zum follikulären Lymphom finden sich keine neoplastischen Blasten
III. Immunhistochemie
- In fast allen Fällen sind Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen positiv auf CD30, auf CD15 mehrheitlich (75-85%) und reagieren meist negativ auf CD45 und fast immer negativ auf J chain, CD75 und Makrophagen- spezifische Marker
- der Nachweis, daß das Lymphom zur B-Zell-Reihe gehört, kann durch das B-Zell-spezifische Aktivatorprotein BSAP erbracht werden (ca. 90% der Fälle)
- charakteristisch ist das Fehlen des Transkriptionsfaktors Oct2 und/oder seines Co-Aktivators BOB.1
- klassische Hodgkin-Lymphome mit vielen neoplastischen Zellen ähneln sehr dem ALCL (anaplastic large cell lymphoma); da das ALCL konstant negativ auf BSAP ist, kann es dadurch als Hodgkin-Lymphom identifiziert werden
- auch das EBV-assoziierte LMP1 (latent membrane protein) deutet auf ein HL hin
- CLL
- Tumorzellen exprimieren CD5, CD19, schwach CD20, CD23 und sind CD10 negativ ebenso wie für Cyclin D1
- zur Unterscheidung zum Mantelzell-Lymphom sind die Marker CD23 und Cyclin D1 gut
- Follikuläres Keimzentrumslymphom
- charakteristisch sind die Expression von CD10 und die fehlende Expression von CD5 und CD23
- neoplastische, im Gegensatz zu reaktiven Keimzentrumszellen, exprimieren das bcl-2 Onkogen, was in 90% der Fälle durch eine Translokation t(14;18) verursacht wird
- DLBCL = diffus großzelliges B-Zell-NHL
- es können B-Zell Marker wie CD19, CD20, CD22 und CD79a exprimiert werden, kommt aber nicht immer vor
- Immunglobuline werden in 50-75% der Fälle nachgewiesen (IgM> IgG > IgA)
- Mantelzell-Lymphom
- die Lymphomzellen exprimieren CD5, aber weder CD23 noch CD10
- zwischen ihnen spannt sich ein Netzwerk von follikulären dendritischen Zellen
- charakteristisch ist die Translokation t(11;14); dadurch kommt es zur Überexpression eines Fusionsproteins (bcl-2 oder Cyklin D1), das eine Rolle bei der Zellteilung spielt
- Burkitt-Lymphom
- kohäsiv wachsende mittelgroße Blasten mit hoher Proliferationsrate -> viele Mitose-Figuren
- dichte, kompakte, monoton erscheinende Zellverbände mit schmalem, tief basophilem Zytoplasma und rundlichen Kernen mit mehreren meist zentralen Nukleolen
- Infiltrat diffus von phagozytierenden Makrophagen durchsetzt => Sternhimmelbild!!!
- Burkitt-Lymphom
- Tumorzellen exprimieren IgM und B-Zell assoziierte Antigene wie z.B. CD19, CD20, CD10 und BCL6
- die Expression von CD10 und BCL6 deuten auf einen germinalen Ursprung der Tumorzellen
- nahezu 100% der Zellen sind positiv für Ki-67
- infiltrierende T-Zellen sind seltener als große B-Zell-Lymphome